13.06.2025
Nils Schliehe: »Somos todos Portgueses!« - Wir sind alle Portugiesen -
Afrikanische Soldaten in den Dekolonisierungskriegen in Angola, Mosambik und Guinea-Bissau

Der Autor Nils Schliehe, geboren 1988, studierte an der Universität Hamburg Geschichte und Politikwissenschaft, war anschließend wissenschaftlicher Mitarbeiter, beendete mit seiner Promotion seine Tätigkeit an der Universität. Nach einer Tätigkeit am Hamburgischen Institut für Berufliche Bildung wechselte er an die Universität Osnabrück. Hier ist Schliehe im wissenschaftlich unterstützenden Bereich beschäftigt. Im Jahr 2016 veröffentlichte er den Titel »Deutschlands Hilfe für Portugals Kolonialkrieg in Afrika. Die Bundesrepublik Deutschland und der angolanische Unabhängigkeitskrieg 1961 - 1974«.

Als im Februar 1961 Schüsse durch die Straßen Luandas pfiffen, war das der Vorbote, dass auch für Portugal die Jahre der Kolonialherrschaft sich dem Ende näherten. Es waren die ersten Angriffe angolanischer Guerillakämpfer, die so das portugiesische Ende des Estado Novo-Regime des Faschisten António de Oliveira Salazar einläuteten. Am 25. April 1974 war es in Portugal so weit. Mit dem Lied »Grândola Vila Morena« des Liedermachers José Alfonso, es wurde in der Nacht um 0 Uhr 25 vom katholischen Rundfunksender Rádio Renascença als Signal fürs Movimento das Forças Armadas (FMA) den Beginn der Revolution gesendet. Damit endete in Portugal die 48-jährige faschistische Diktatur des Estado Novo.

Da die portugiesische Kolonialherrschaft in Afrika auch mit der Ideologie der Diktatur des Estado Novo verknüpft war, kam für die afrikanischen Kolonien von Angola, Mosambik, Guinea-Bissau, São Tomé und Principe, den Capo Verde mit der Nelkenrevolution das Ende des kolonialen Jochs.

Wie im Mutterland etablierte sich mit dem Beginn des afrikanischen Befreiungskampfes auch in den Kolonien die »Policia Internacional e de Defesa do Estado«, kurz PIDE - Internationale Polizei und Verteidigung, wurde 1969 in Direcção-Geral de Segurança - Generaldirektion der Sicherheit - umbenannt.

In den letzten Kriegsmonaten waren 62 Prozent der portugiesischen Streitkräfte Afrikaner.

Der Übergang von der Kolonie in die Selbständigkeit ging nicht überall gleichmäßig ab. Schnell war es in Guinea-Bissau. Bereits im September 1973 hatte die »Partido Africano da Independência da Guiné e Cabo Verde« - PIGC - den unabhängigen Staat Guinea-Bissau ausgerufen, der innerhalb von wenigen Monaten von 80 Staaten anerkannt wurde. Bereits am 10. September 1974 erkannte die demokratische Regierung in Portugal die Unabhängigkeit von Guinea-Bissau an.

Das Buch gibt Einblick in die letzten Jahre der militärischen Kolonialgeschichte der Portugiesen in Afrika. Die Nelken-Revolution vom 25. April 1974 befreite nicht nur Portugal, auch die Kolonien von der Diktatur. Nur die Kolonien wurden für ihre Selbständigkeit von Portugal nicht vorbereitet. Was im Band fehlt, ist eine Aufstellung der Kosten, was das Portugal für den Status Kolonien zahlte. Auch Portugal war 1974 durch die Kriegskosten in den Kolonien verarmt. Das Buch hilft die Konfliktlinien in Afrika besser nachzuvollziehen, so die Meinung der FAZ-Rezensentin, dem kann ich nicht folgen. Trotzdem lesenswert.
khw


Nils Schliehe: »Somos todos Portugueses!«
Afrikanische Soldaten in den Dekolonisierungskriegen in Angola,
Mosambik und Guinea-Bissau - 1960 - 1975

Wallstein Verlag, Göttingen 2025
358 Seiten - 40,00 EUR