05.04.2025
Christoph Nonn: Köln in der Weimarer Republik - 1918 - 1933

Der Autor Christoph Nonn, am 11. Dezember 1964 in Leverkusen geboren, ist ein Historiker, lehrt seit 2002 als Professor für Neueste Geschichte an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Seit 2009 veröffentlicht Nonn Beiträge zur Geschichte Nordrhein-Westfalens, 2015 erschien seine Biografie über Otto von Bismarck. Zu der seit 2004 erscheinenden 13-bändigen »Geschichte der Stadt« steuert er den elften Band »Köln in der Weimarer Republik 1918 - 1933« bei. Herausgeber der Geschichte der Stadt Köln ist die Historische Gesellschaft Köln e. V.

In der Einleitung schreibt Nonn: »Wenn die Weimarer Republik als ein demokratisches Experiment gesehen wird, das von vornherein aussichtslos war, wie es in der Geschichtsschreibung lange geschah und bis heute noch oft geschieht, dann hat diese Interpretation ihre Wurzeln teilweise im Ungleichgewicht der Quellen.« Historiker nutzten und nutzen die reichen schriftlichen Hinterlassenschaften der Elite nur allzu gerne, und mangels anderer Quellen verwechseln sie die bürgerliche Sicht der Republik oft mit der des »Volkes«. Die schreibfreudige bürgerliche Elite hatte einigen Grund, mit der neuen Zeit zu hadern, die nach dem Ersten Weltkrieg anbrach. Das gleiche Wahlrecht, das 1919 statt des bisher praktizierten Dreiklassenwahlrechts eingeführt wurde, beseitige ihre politische Privilegierung auf kommunaler Ebene. Die Inflation vernichtete oft ihr Erspartes, und der ›demokratische Zug‹ der Zeit bedeutete, dass sie manch Kröte schlucken musste.

Der Autor zeichnet ein anderes Bild von Köln als üblich. Die ersten Jahre der Weimarer Republik in Köln wurden geprägt bis 1926 durch eine britische Besatzung. Die alliierte Rheinlandbesetzung war eine Folge des verlorenen Ersten Weltkrieges des Deutschen Reichs, das als Nachfolger des Wilhelm II. des preußischen Kaiserreichs. Der Versailler Vertrag von 1919 befristete die Anwesenheit der fremden Truppen auf 15 Jahre. Mit diesem Druckmittel wurde Frankreich die Sicherheit vor einem erneuten deutschen Angriff gegeben. So wurde auch die Reparationsverpflichtung durchgesetzt. Die Besatzungszone um Köln wurde bereits infolge der Verträge von Locarno mit einjähriger Verspätung im Januar 1926 geräumt. Am 31. Januar 1926 zogen die letzten britischen Soldaten ab. In der folgenden Nacht und am 1. Februar fand vor dem Kölner Dom ein großes Freudenfest statt. Zum Höhepunkt wurde der Besuch von Reichspräsident Paul von Hindenburg, im Ersten Weltkrieg General- feldmarschall und führte die Oberste Heeresleitung, ab 1916 bis 1918 de facto auch die Regierungsgewalt aus.

Ebenso auch kultur- und mentalitätsgeschichtliche Verhältnisse in dem Band. Themen sind auch Rundfunk, Kino, Theater, Oper wie auch das Vergnügen und Lokale. Auch den Rosenmontagszug der nach 13 Jahren der Unterbrechung im Februar 1927 wieder stattfinden konnte.

Der Historiker Noll schreibt, gerade der demokratische Charakter Weimarer Republik legt es nahe, dass sie mehr an dem Verhalten ihrer Eliten gescheitert ist, auch sind die Gründe dazu nicht allein in Berlin zu finden. Der Oberbürgermeister Konrad Adenauer sagt er, hat zweifellos seinen Stempel aufgedrückt. Dass aber die Entwicklung Kölns von 1919 bis 1933 allein auf Adenauers rastloser Tätigkeit anzunehmen ist, ist ebenso falsch wie es anzunehmen.

Fazit des 11. Bandes »Köln in der Weimarer Republik« eine bis ins Detail aufgearbeitete neuere Geschichte der Stadt am Rhein, dazu hervorragend illustriert. Lesenswert
khw


Christoph Nonn: Köln in der Weimarer Republik -1918 - 1933
Geschichte der Stadt Köln im Auftrage der Historischen Gesellschaft Köln e. V.

Greven Verlag Köln, Köln 2024
492 Seiten - Leinen - zahlreiche Fotos, dazu 2 Karten von Köln - 60,00 EUR