08.04.2025
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NICOLAS BÜCHSE: ALBRECHT WEINBERG
»Damit die Erinnerung nicht verblasst wie die Nummer auf meinem Arm«
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Der Autor Nicolas Büchse, geboren 1979, studierte in Göttingen und Straßburg Geschichte Politik und Jura. Er absolvierte in Hamburg die Henri-Nannen-Journalistenschule, arbeitete anschließend für das Geschichtsmagazin GEO Epoche und als Redakteur beim Nachrichtenmagazin Der Spiegel. Seit 2010 ist er Reporter beim stern, leitete von 2017 bis 2021 das New Yorker Büro des Magazins, für das er heute als Autor tätig ist. Für seine Reportagen wurde er mehrfach ausgezeichnet. Mit seiner Familie lebt er in Hamburg.
Im Vorwort schreibt Büchse: »Du musst unbedingt einen Holocaust-Überlebenden kennenlernen, den ich heute getroffen habe, er ist ein großartiger Mensch« hörte ich den Freund am Telefon sagen. Jesco Denzel fotografiert normalerweise für die Bundesregierung. Aber auch, weil es ihm wichtig ist, schon seit Jahren auf den Gedenkveranstaltungen zum Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Bergen-Belsen.
Das machte Nicolas Büchse neugierig und er besuchte Abrecht Weinberg und seine ehemalige Altenpflegerin Gerdas Dänekas in Leer in Ostfriesland. Aus seinem Besuch begann eine Freundschaft zu Albrecht Weinberg, einen der letzten Überlebenden des Holocaust. Die Häftlingsnummer 116.927 tätowierten ihm die Nazis auf seinen Arm ein. Obwohl etwas verblasst, erinnern sie ihn immer noch an sein Martyrium, das in Auschwitz beginnt. Albrecht Weinbergs Lebensgeschichte ist deutsche Geschichte. Er berichtet wie es in Ostfriesland in den 1920er Jahren mit dem Antisemitismus beginnt, wie die jüdischen Familien ausgegrenzt werden. Auch vom 9. November 1938 von der Pogromnacht in Leer. Seine Familie, die Eltern, Onkel und Tanten, wird fast vollständig ausgelöscht. Albrecht Weinberg überlebte die Konzentrationslager Monowitz, bekannt als Auschwitz III, im Harz Mittelbau-Dora, dann das Konzentrationslager Bergen-Belsen, wo er am 15. April 1945 von britischen Truppen befreit wird. Im Jahr 1947 wandern Albrecht Weinberg und seine Schwester Friedel in die USA aus, neue Heimat wird New York.
Rund 40 Jahre später reisen sie 1985 auf Einladung der Stadt Leer für einen Besuch nach Ostfriesland. Als sich Friedels Gesundheitszustand 2012 verschlechtert, kommen beide ganz in die Heimat Leer zurück. Kurz darauf stirbt im Seniorenheim Friedel. Hier lernt Albrecht die Pflegerin Gerda Däneks kennen die ihn überredet, das Erlebte zu erzählen. Im Herbst 2022 begleitet der 97-jährige Weinberg Schülerinnen und Schüler des Albrecht Weinberg-Gymnasiums Rhauderfehn auf ihrer Abschlussreise nach Israel. Damit der Holocaust nicht in Vergessenheit gerät, geht er heute an Schulen und erzählt von seinem Leben als KZ-Häftling.
Nicht im Buch steht, dass am 30. Januar 2025 Albrecht Weinberg bekannt gab, dass er das ihm 2017 verliehene Bundesverdienstkreuz wegen der am Vortag im Bundestag ein Entschließungsantrag der CDU/CSU zur Migrationspolitik nur durch die Stimmen der AfD eine Mehrheit erhalten hat zurückgibt. Am 13. Februar hat Weinberg dem Mannheimer Fotografen Luigi Toscano sein Bundesverdienstkreuz mitgegeben, der auch seinen Verdienstorden zurückgibt.
khw
NICOLAS BÜCHSE: ALBRECHT WEINBERG
»Damit die Erinnerung nicht verblasst wie die Nummer auf meinem Arm«
Penguin Radom House Verlagsgruppe, München 2024
286 Seiten - Fotos - 20,00 EUR
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