19.03.2025
|
|
Andreas E. Mach: Jüdische Familienunternehmen in Hitlers München
Entrechtet, beraubt, verfolgt, ermordet
|
Der Autor Andreas E. Mach ist Mitglied einer süddeutschen Unternehmerfamilie, hat seit Jahren Berufserfahrung im Bereich der Beratung und Finanzierung von Familienunternehmen. Dazu kommt Beratung von Expansion der Firmen und der Nachfolgeregelung. Er ist Gründer und Sprecher des Unternehmernetzwerks ALPHAZIRKEL und ehrenamtlicher Handelsrichter am Landgericht München.
Das Buch wurde initiiert durch eine von Mach moderierte Diskussion im Mai 2019 in München mit dem Thema jüdische Wirtschaftsgeschichte in München. Die Runde bestand aus der Vorsitzenden der Israelitischen Kultusgemeinde Charlotte Knobloch, dem Kunsthändler K.O. Bernheimer und Prof. Dr. Michael Brenner, Lehrstuhl für Jüdische Geschichte der Ludwig-Maximilians-Universität in München.
Im Vorwort schreibt der Autor Mach: »85 Jahre nach der Pogromnacht, nach der Schlussstrichpolitik, nach dem Zweiten Weltkrieg, der langsamen und höchst lückenhaften Aufarbeitung des Holocaust durch das Land der Täter, bis hin zur staatlich verordneten Versöhnungspolitik der Deutschen, ist das Verhältnis zwischen deutschen Juden und Nichtjuden nach wie vor problematisch und dem wachsenden Antisemitismus in den letzten Jahren wieder viel schwieriger geworden. Viele wünschen sich in Deutschland mehr Normalität im Umgang zwischen Juden und Nichtjuden. Vielleicht ist das aber gerade in Deutschland gar nicht möglich, auch wenn sich das viele wünschen würden? Der Holocaust ist zu grausam, zu unvorstellbar und eben nicht auslöschbar, und jede deutsche Familie mit jüdischem Hintergrund hat eine Holocaustgeschichte.
Wir fördern und schützen als Staat und als Mehrheitsgesellschaft das jüdische Leben in Deutschland. Aber die scheußlichen antisemitischen Angriffe und Attentate der jüngeren Vergangenheit in Deutschland, der Missbrauch von Symbolen der nationalsozialistischen Verfolgung von Juden und anderen Minderheiten auf Demonstrationen gegen die Coronapolitik, beunruhigen zutiefst. Der Antisemitismus ist unter uns und nimmt zu, dabei wissen die Menschen immer noch zu wenig über den Holocaust, und dass, obwohl die Erinnerung daran ein Teil der deutschen Identität ist.
Das Buch erhebt keinen wissenschaftlichen Anspruch, fasst zusammen, was andere erarbeitet haben, kommentiert diese Recherchen. Dokumentiert, was jüdische Unternehmer in Hitlers Stadt der Partei (NSDAP) erleiden mussten. Der Band berichtet von Familienunternehmen, vom Fußball, der von Kurt Landauer geprägt wurde, von jüdischen Anwälten und des jüdischen Mode- und Textilhandels. Somit vermittelt der Band dem Leser alle Facetten ihrer Ausgrenzung, Beraubung, Vertreibung und Vernichtung.
Dem Band hat ein Glossar, der dem Leser vom Approbationsentzug bis zur Wiedergutmachung die Begriffe verständlich erklärt. Lesenswert.
khw
ANDREAS E. MACH: Jüdische Familienunternehmen in München
Entrechtet, beraubt, verfolgt, ermordet
Allitera Verlag, München 2024
476 Seiten – illustriert - 34,00 EUR
|
|
 |
|
|