16.02.2024
PAUL BRODOWSKY: VÄTER – ROMAN

Der Autor Paul Brodowsky, 1980 in Kiel geboren, ist Literaturwissenschaftler, Autor und Dramatiker, ist das jüngste von sieben Kindern von Horst Brodowsky, emeritierter Professor für Technische Chemie an der Christsan-Albrecht-Universität zu Kiel. Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus studierte Paul Brodowsky an der Universität Hildesheim. Gemeinsam mit Wiebke Späth gründete er die Literaturzeitschrift „BELLA triste“, war 2004 Mitherausgeber und von 2005 Mitglied der künstlerischen Leitung des Literaturfestival „PROSANANOVA“. Von 2001 bis 2007 hatte er einen Lehrauftrag an der Universität Hildesheim im Bereich „Kreatives Schreiben“, nahm 2006 am Ingeborg-Bachmann-Preis teil. Paul Brodowsky lebt in Berlin.

Paul Brodowskys Roman „Väter“ erzählt deutsche Geschichte des letzten Jahrhunderts. Es ist eine Spurensuche nach den Prägungen der Groß- und Väter in diesem Jahrhundert. Erst als der Sohn seinem Vater danach fragt, spricht sein Vater über die Jahre der Nationalsozialisten. Sein jüngster Sohn erhielt den Namen des Onkels Paul, der im III. Reich einmal NSDAP-Kreisgeschäftsführer war. Im Bundesarchiv findet er dazu nur eine dünne Akte, aber die Fragen lassen ihn nicht mehr los. Sein Vater ist ein ehemaliger Schüler der Napola, der Nationalpolitischen Lehranstalt. Ein Besuch dieser Schule führte zur Hochschulreife. Hatte es in Preußen und im Königreich Bayern bis zur Ausrufung der Republik 1918 Kadettenanstalten gegeben, wurden diese nach Auflagen der Siegermächte als staatliche Bildungsanstalten weitergeführt.

Nach 1933 werden diese Bildungsanstalten von den Nationalsozialisten zu Nationalsozialistische Erziehungsanstalten mit Standorten in Plön, Köslin und Potsdam. Acht Jahre später, 1941 sind es im „Deutschen Reich“ 30 Napolas mit insgesamt 6000 Schülern. Am 8. Mai 1945, dem Kriegsende, gibt es 43 NS-Bildungsanstalten, davon drei allein für Mädchen. Auch sein Vater, Horst Prodowsky, war zwei Jahre Schüler in der Napola in Stuhm.

Bei seinen Recherchen geht es Paul Brodowsky um die Fragen: Wie wurde die Familie durch den Nationalsozialismus geprägt? Welche ideale Vorstellungen prägten die Familie? Was sind die patriarchalischen Prägungen der Familie heute?

Es ist ein Jahrhundert deutscher Geschichte, über die Paul Prodowsky in seinem Roman berichtet. Das Buch auch eine Spurensuche nach dem, was die Großväter und Väter prägte, was heute noch in Familien davon anzutreffen ist. Lesenswert, der Autor beschreibt historisch genau, dass der von Hitler selbst ausgewählte Nachfolger, Großadmiral Karl Dönitz, nach der Bedingungslosen Kapitulation am 8. Mai noch bis zum 23. Mai 1945 „das Reich“ regieren konnte. An diesem Tag wurde Dönitz auf Druck der Sowjetunion als Kriegsverbrecher gemeinsam mit seinen Ministern, in Mehrzahl Mitglieder der SS, in Flensburg Mürwik von den englischen Besatzungstruppen verhaftet.
khw


PAUL BRODOWSKY: VÄTER – ROMAN

Suhrkamp Verlag, Berlin 2023
302 Seiten – zahlreiche sw-Fotos – 24,00 EUR