16.02.2024
Daniel Kehlmann: LICHTSPIEL – ROMAN

Der Schriftsteller Daniel Kehlmann, am 13. Januar 1975 in München geboren, studierte nach seinem Schulabschluss in Wien Philosophie und Germanistik. Das Studium schloss er mit einer Diplomarbeit über Schillers Theorie der Entfremdung ab. Seine Dissertation über das Erhabene bei Kant brach er nach dem ersten schriftstellerischen Erfolg ab. Ein internationaler Erfolg wurde im Jahr 2003 sein fünftes Buch „Ich und Kaminski“. Der zwei Jahre später erschienene Roman „Die Vermessung der Welt“ wurde zu einem der größten Erfolge der deutschen Nachkriegsliteratur.

Mit seinem Roman „Lichtspiel“ legt der Autor ein Portrait vom Filmregisseur Georg Wilhelm Pabst vor, der am 27. August 1885 in Raudnitz, Böhmen, der Kaiserlich Österreich/Ungarischen Monarchie geboren wurde. Als Regisseur drehte er in der Weimarer Republik von 1925 bis 1931 die Filme „Die freudlose Gasse“, „Die Büchse der Pandora“, „Die Dreigroschenoper“ und „Kameradschaft“ gedreht. Seinen ersten Tonfilm „Westfront 1918“ konnte er 1930 realisieren. Die Filme „Die Dreigroschenoper“ und „Westfront 1918“ ordneten den Mann fest ins linke Spektrum ein. Zu Pabst gehören die Kollegen Fritz Lang, Friedrich Wilhelm Murnau und Ernst Lubitsch.

Pabst war wohl einer der Größten des Kinos, des Stummfilms. Im Jahr der Machtergreifung der Nazis 1933 drehte er in Frankreich „Don Quichotte“ und bleibt dort. Er kann in Frankreich noch eine Alltagskomödie mit dem Titel: „Du haut en Bas“ (Von oben nach unten) drehen. Vor den Gräueltaten der Nazis in Deutschland flieht Pabst in die Vereinigten Staaten von Nordamerika. In Hollywood dreht er 1934 den Film „A Modern Hero“ der keinen Erfolg hat. So kehrt er 1936 nach Frankreich zurück, dreht bis 1939 drei Filme: „Mademoiselle Docteur“, „Le drame de Shanghai“ und „Jeunes filles en détresse“.

Seine Mutter, sie lebt in Wien, ist schwer erkrankt bittet um seine Hilfe. Der Sohn reist nach Österreich, von Hitler ins Deutsche Reich eingegliedert, heißt jetzt Ostmark. In den Jahren 1941 und 1943 dreht Pabst die Filme „Komödianten“ und „Paracelsus“. Sein letzter reichsdeutscher Film „Der Fall Molander“ wird in dem Prager Filmstudio gedreht. Wohl lag der komplett abgedrehte Film im Schnitt vor, wurde aber nicht mehr vorführfertig beendet. Auch zur Mitarbeit von Pabst an dem NS-Prestigefilm „Tiefland“ der Hitler-Freundin Leni Riefenstahls kommt es nicht, sie lehnt seine Regievorschläge ab. In dem Film holt sich Leni Riefenstahl als Komparsen zwangsrekrutierte Roma und Sinti aus den Konzentrationslagern.

Nach dem Ende des Faschismus in Deutschland und Österreich kann Pabst nicht an seine Erfolge anknüpfen. Seine Filme „Der Prozess“ von 1947, „Der letzte Akt“ und „Es geschah am 20. Juli“, beide 1955 gedreht, beschäftigen sich mit dem „Dritten Reich“, sind bemerkenswerte Versuche sich damit auseinanderzusetzen. G.W. Pabst erkrankt 1957 an Parkinson, was eine Fortsetzung seiner Filmarbeit unmöglich macht. Am 29. Mai 1967 stirbt der Regisseur in Wien, wird in einem Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof in Wien beigesetzt. Lesenswert.
khw


Daniel Kehlmann: LICHTSPIEL – ROMAN

Rowohlt Verlag, Hamburg 2023
471 Seiten – 26,00 EUR