25.12.2023
RUDOLF KAUDERS: DONAUWALZER AM IRAWADI
Exil in England, Kampf in Burma, Rückkehr nach Wien

Die Angaben über Rudolf Kauders sind dürftig, er wurde am 6. August 1920 als erstes Kind in Wien geboren, 1922 und 1924 kamen die Brüder Paul und Hermann zu Welt. Diese Angaben über die drei Kinder der Kauders, die bei Wiener Straßenbahn arbeiten. Keine Angben zu den Eltern zu finden. Der Vater verlor 1938 seine Anstellung, da sein Vater Jude war. Auch wurde die Familie aus der Gemeindewohnung der Stadt Wien vertrieben. Das dokumentiert die Wienbibliothek im Rathaus der Stadt. Rudolf kann noch als „Mischling“ im Juni 1938 Abitur ablegen. Mit Hilfe seines Mathematiklehrers ist es ihm möglich, die Ostmark – so nannte sich Österreich nach dem Anschluss an Deutschland – in Richtung Großbritannien verlassen, um gegen Hitler zu kämpfen.

Die Schriftstellerin Eva Menasse schreibt: „Die Lebenserinnerungen von Rudolf Kauders sind eine ganz besondere historische Quelle. In Österreich und Deutschland ist bis heute so gut wie unbekannt, dass jüdische Flüchtlinge, die in die englische oder US-amerikanische Armee eingetreten sind, auch im sogenannten pazifischen Krieg eingesetzt wurden.

Für die Betroffenen war das alles andere als ein erwünschtes Abenteuer. Mein inzwischen verstorbener Onkel Kurt Menasse, der Rudolf Kauders´ Schicksal teilte, berichtete, absolut geschockt gewesen zu sein, als nach dem Ende der Grundausbildung in Schottland die Uniformen ausgegeben wurden, und er, als einer der ganz wenigen, die „tropical uniform“ bekam, Moskitonetz inklusive. Als Geschichtsvolte erscheint es geradezu grotesk: Junge deutschsprachige Juden, die darauf brannten, zurück auf dem Kontinent die Nazis zu bekämpfen und ihre vom Tod bedrohten Familien zu befreien, wurden in Schiffen um die halbe Welt geschafft, um in Burma an einem unübersichtlichen, grausamen Dschungelkrieg gegen die mit Hitler-Deutschland verbündeten Japaner teilzunehmen.

Dort hatten sie es mit Skorpionen, Schlangen, Moskitos und allen möglichen tropischen Krankheiten zu tun, mit der Malaria, der Cholera und Ruhr.“

Weiter schreibt Eva Menasse: „Der Kampf in Burma ist natürlich der exotische Part von Rudolf Kauders, aber er ist nicht alles. Eine kluge Entscheidung, auch die vielfältigen Kindheitserinnerungen als armes Wiener Arbeiterkind mit aufzunehmen. So wird noch einmal deutlich, wie vollkommen unberechenbar das Schicksal mit den Juden umgesprungen ist. Die das Glück vor Auschwitz bewahrte, konnte es wahrlich überall hinspülen, oder nach Shanghai oder nach Lateinamerika, und eben als Soldat in den burmesischen Dschungel. Davor jedoch standen Kindheiten, die denen der „Arier“ durchaus glichen, ganz normale, ja glückliche Kindheiten im Wien der Zwanziger Jahre.“

Die lesenswerte Lebensgeschichte des Rudolf Kauders von ihm selber, mit eigenen Zeichnungen illustriert, dazu Familienfotos.
Das Buch „Donauwalzer am Irawadi“ lesenswert.
khw


RUDOLF KAUDERS: DONAUWALZER AM IRAWADI
Exil in England, Kampf in Burma, Rückkehr nach Wien

Mandelbaum Verlag, Wien 2023
308 Seiten – illustriert – englische Broschur – 25,00 EUR