25.12.2023
Peter Handke: Die Ballade des letzten Gastes

Peter Handke wurde am 6. Dezember 1942 in Griffen, Kärnten – in jenen Jahren die Ostmark und Teil des Deutschen Reiches – heute wieder Österreich – geboren. Er ist ein österreichischer Schriftsteller und Übersetzer, gehört zu den bekanntesten deutschsprachigen Autoren. Im Jahre 2019 wurde ihm der Nobelpreis für Literatur zuerkannt. Nach seiner Kritik an Sprach- und Bewusstseinsschablonen befasst er sich heute vor allem mit der Entfremdung zwischen Subjekt und Umwelt. Sein Frühwerk „Angst des Tormanns beim Elfmeter“, machte ihn Ende der 60er Jahre innerhalb kurzer Zeit einem breiten Publikum bekannt. Zu den Spannungen, die sich ab 1990 in Jugoslawien entwickelte, die sich 1996 zum Jugoslawienkrieg entwickelten, angeheizt von den Vereinigten Staaten von Nordamerika, der Nato, auch von der Bundesrepublik Deutschland, stellte sich Peter Handke auf die Seite von Serbien. Das führt bis heute immer noch zu erneuten Kontroversen, wird vor allem von Konservativen Politikern führt. Bei den Bomben auf Belgrad am 24. März 1999 war die Bundesrepublik Deutschland mit von der Partie. Weder der SPD-Kanzler Gerhard Schröder noch der „Grüne“- Außenminister Joseph Martin Fischer (der kam aus Frankfurter Sponti-Szene) hatten Einwände. Hatten Schröder und Fischer keine Kenntnis von der Bombardierung Belgrads als „Unternehmen Strafgericht“ durch Hitlers Soldaten am 25. März 1941? Heute sind Bündnis/Grünen in Oliv im Konflikt um die Ukraine tätig. Aus Protest gegen die Luftangriffe der NATO auf Jugoslawien gab Handke 1999 das Preisgeld für dem ihm 1973 verliehenen Georg-Büchner-Preis an die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung zurück. Die Preisgeldrückgabe von Peter Handke, sein Protest im Umgang mit dem Vielvölkerstaat Jugoslawien ist einmalig, wirkt bis heute gegen ihn nach.

Der österreichische Autor Peter Handke, lebt seit Jahren in Chaville bei Paris, hat ein neues Werk geschrieben und nennt es «Die Ballade des letzten Gastes». Er erzählt sie wie eine klassische Ballade. Im Klappentext heißt es: «Von einem anderen Erdteil kehrt Gregor zurück in die Heimat. Das »vormalige Vieldörferland« ist eine städtische Agglomeration geworden, vertraut um zum Verirren fremd zugleich. Auch die Familie hat sich verändert: Zwar wartet der Vater wie früher mit den Spielkarten, doch hat die Schwester überraschend einen Säugling auf dem Arm. Er, der große, ältere Bruder, soll der Taufpate des Kindes werden. Vom jüngeren Bruder Hans bleiben derweil nur die Todesnachricht, vom älteren der Familie verschwiegen, und Erinnerungen, zum Beispiel an den Unfall in den Brennnesseln. Selbst der Obstgarten ist ein anderer geworden, noch immer an Ort und Stelle, aber längst nicht mehr zu retten. Es zieht ihn also in die Straßen und Gassen, ins Kino, ins Fußballstadion, in den Wald, und er geht und geht immer weiter.»

In seiner Ballade gibt Peter Handke Hinweise auf Handkes Familiengeschichte. Seine Mutter Maria war eine geborene Siutz, eine Kärntner Slowenin. Der leibliche Vater von Handke war der Soldat Erich Schönemann, bereits verheiratet, so heiratete nach der Geburt Marika den Soldaten Adolf Bruno Handke. Alle drei Brüder von Maria Siutz wurden eingezogen, im Juli 1943 kam ihr jüngster Bruder Hans in der Sowjetunion ums Leben, im November 1943 der älteste Bruder Gregor. So finden sich Teile der Familiengeschichte der Siutz und Erinnerungen an die Kindheit finden sich in Peter Handkes Ballade wieder.
khw.


Peter Handke: Die Ballade des letzten Gastes
Suhrkamp Verlag, Berlin 2023
185 Seiten – 24,00 EUR