25.12.2023
BARBARA BEUYS: Die Heldin von Auschwitz – Leben und Widerstand der Mala Zimetbaum

Die Autorin Barbara Beuys, am 9. Oktober 1943 in Wernigerode geboren, ist eine Historikerin und Schriftstellerin. Sie studierte in Köln Geschichte, Philosophie und Soziologie, wurde hier 1968 in Geschichte promoviert. Die journalistische Karriere startete sie beim Kölner Stadtanzeiger. Nach ihrem Umzug nach Hamburg arbeitet sie zwölf Jahre beim Magazin stern, war anschließend Redakteurin bei Merian und Die Zeit. Das erste Buch, eine Biografie über den «Großen Kurfürsten» erschien 1979, dem folgte ein Jahr später der Titel «Familienleben in Deutschland». Es folgten Bücher über den Widerstand im Dritten Reich, die Geschichte der Juden, verschiedene Biografien so über Hildegard von Bingen und Annette von Droste-Hülshoff, ein Buch über die chinesische Dichterin Li Qingzhao. Dem folgte eine umfassende Biografie von Sophie Scholl. Ihre jüngste Veröffentlichung ist der Band über die Widerstandskämpferin Mala Zimetbaum im Konzentrationslager Auschwitz. Neben Geschichte zählen Musik, Malerei, Literatur und Religion zu den Interessengebieten von Barbara Beuys.

Zum ersten Mal wurde die Biografie von Mala Zimetbaum 1995 unter dem Titel „Mala. Ein Leben und eine Liebe in Auschwitz“ von Lorenz Sichelschmid veröffentlicht. Mit „Die Heldin von Auschwitz“ trägt Barbara Beuys mit ihrer Aufarbeitung des Lebens bei. Mala wurde am 26. Januar 1918 in Brzesko, Österreich-Ungarn als jüngstes Kind des jüdischen Ehepaars Pinkas und Chaya Zimetbaum geboren. Die Familie hat vor der Geburt von Mala in Deutschland gelebt, weshalb man in ihrem Elternhaus vor allem Deutsch sprach. Wegen unterschwelligen Antisemitismus durch die Rechtsentwicklung, vor allem durch Jozef Pilsudski als Marschall der Zweiten Polnischen Republik, flüchtete die Familie nach Antwerpen. Da der Vater erblindete, lebte die Familie in finanziell angespannten Verhältnissen. Die gute Schülerin Mala, sprachbegabt, brach die Schule ab, arbeitete als Näherin in einem Antwerpener Modehaus. Sie interessierte sich für den Zionismus und trat der Jugendorganisation Hanoar Hatzioni bei. Durch ihre Sprachkenntnisse bekam sie eine Anstellung als Sekretärin in einer amerikanisch geführten Firma.

Am 10. Mai 1940 wurde im Rahmen der deutschen Westoffensive das neutrale Belgien besetzt. Sofort wurden für die jüdische Bevölkerung erhebliche Einschränkungen von den deutschen Besatzern angeordnet. Es erfolgte die Eintragung ins amtliche Judenregister, 1941 kam es in Antwerpen zu einem Pogrom. Der Bruder, 1942 zur Zwangsarbeit verpflichtet, flieht mit der Schwester. Mala überzeugt ihre Eltern unterzutauchen. Bei der Suche nach einem Versteck für die Familie in Brüssel erfolgt am 22. Juli 1942 ihre Verhaftung bei der Razzia am Antwerpener Zentralbahnhof. Es beginnt die Reise als Gefangene der SS: Fort Breendonk SS Sammellager Mecheln, am 15. September 1942 ihre Deportation nach Auschwitz. Von den Juden, die 2 Tage später im KZ ankommen, überstehen nur 230 Männer und 101 Frau die Selektion der SS. Wegen ihrer Sprachkenntnisse bekam sie die Aufgabe als „Läuferin“ und Übersetzerin. So konnte sie sich frei in den Lagerblöcken bewegen, bekam Einblick in den Vernichtungsapparat der SS.

Ihre Solidarität und Hilfsbereitschaft bezeugten später Überlebende aus Auschwitz. Am 24. Juni1944 gelingt ihr gemeinsam mit Edek Galínski die Flucht aus Auschwitz. Am 6. Juli 1944 werden die Flüchtende in Beskiden bei der Einreise in die Slowakei von einer Grenzpatrouille verhaftet.

Da keine offiziellen Dokumente von der Hinrichtung erhalten sind, ist das genaue Todesdatum von Mala Zimetbaums unklar, wahrscheinlich war es der 15. September 1944. Ihre Hinrichtung war als Exempel inszeniert, das gesamte Frauenlager musste die Exekution ansehen. Mala gelang es, sich vor der Vollstreckung mit einer Rasierklinge die Pulsadern zu öffnen. Der Akt von Widerstand, dazu noch von einer Jüdin machte die SS-Männer rasend, sie wurde brutal misshandelt. Auf Befehl der SS-Aufseherin Mandl wurde Mala Zimetbaum kurz in Krankenhaus gebracht, durfte nicht behandelt werden, um anschließend lebendig im Krematorium zu verbrennen. Einer Überlieferung nach soll Mala zu dem SS-Mann gesagt haben, der ihr die Rasierklinge abnehmen wollte: „Ich werde als Held sterben, du verreckst wie ein Hund!“

Aus dem Leben von Mala Zimetbaum hat Barbara Beuys eine anklagende und sehr lesenswerte Biografie geschrieben.
khw


BABARA BEUYS: Die Heldin von Auschwitz
Leben und Widerstand der Mala Zimetbaum

Insel Verlag, Berlin 2023
334 Seiten – s/w-Fotos – 26,00 EUR