13.09.2023
Gisela Stelly Augstein: DER FANG DES TAGES - Roman

Die Autorin Gisela Stelly Augstein, geboren 1942, ist eine Autorin und Filmemacherin, war die vierte Ehefrau von Rudolf Augstein, dem Verleger und Herausgeber vom „Der Spiegel“. Gisela Stelly studierte Soziologie und Psychologie an der FU Berlin und an der Goethe-Universität Frankfurt/Main. Ab 1967 schrieb sie für die Wochenzeitung „Die Zeit zuerst als Praktikantin, ab 1970 bis zur Mitte der 1980er Jahre als freie Mitarbeiterin. Gisela Stelly Augstein war über Jahre Mitglied des Vereins Hamburger Filmbüro, das die Mittel der Hamburger Filmförderung in Selbstverwaltung betreute. Der 1979 gegründete Verein bestand bis 1994. Gisela Stelly schrieb Drehbücher und führte Regie für Dokumentar- und Spielfilme, die Filmografie umfasst neun Titel, der letzte 1986 war „Warten auf Marie“, der erster Roman „Tristan und New York“ erschien 1993.

In ihrem jüngsten Roman „Der Fang des Tages“ verbindet die Autorin ihre Geschichte mit einem Zitat von Willy Brandt: «Nicht jeder, der auf eine Erbschaft scharf ist, kommt auf seine Kosten.» Im Prolog wird es deutlich, worum es in dem Roman geht – Erben. Sie schreibt: «Als Alex an Milas dreizehntem Geburtstag die Schokoladencremetorte anschneidet und das herausgelöste Kuchenstück auf den Teller seiner kleinen Schwester heben will, beginnt seine Hand zu zittern. Sie zittert auf die gleiche Art und Weise wie damals.

Damals war er mit dem Testamentsvollstrecker Dr.Grützke in das Haus seines Großvaters an den Hundekehlesee gefahren. Und während Grützke Alex’ Mutter Elfriede den Arzt in ein Gespräch verwickelte, suchte er seinen todkranken Großvater auf. Zuvor hatte er das umfangreiche Testament des alten Poppe samt aller beglaubigter Abschriften geschreddert und verbrannt und es durch ein von ihm selber verfasstes ersetzt, das ihn zum Haupterben machte.

Als er aber am Sterbebett nach der Hand des vom Morphium betäubten alten Poppe greifen und sie zur Unterschrift unter das von ihm gefälschte Dokument führen wollte, durchfuhr ihn ein heftiges Beben und seine Hand zitterte plötzlich. Er musste innehalten. In diesem Moment kurz vor seiner Machtergreifung, indem er sich der Hand des Großvaters bemächtigte, durchfuhr ihn die Vision und der Schreck, das Unmögliche könnte möglich werden und der Sterbenskranke könnte ihm ob der schändlichen Tat seine Hand entreißen.»

Eine spannende Familiengeschichte in zwei Teilen – Das Haus am Hundekehlesee und Die schwarze Witwe. Angefügt zum besseren Verständnis der Stammbaum der Familie Escher.

Auf der Rückseite des Buches steht: „Auch der Medienmann Leonard K. wird ein bedeutendes Erbe hinterlassen. Als er stirbt werden seine Nächsten sowie seine engsten Mitarbeiter zu skrupellosen Getriebenen: Was macht eine Erbschaft mit dem Menschen, in denen das Raubtier schlummert? Wer schnappt sich den Fang des Tages?“
Eine lesenswerte Geschichte übers Erben.
khw


Gisela Stelly Augstein: DER FANG DES TAGES – Roman

Edition W GmbH., Frankfurt am Mai 2023
254 Seiten – 24,00 EUR