09.09.2023
DIE BEDROHTE STADTREPUBLIK – Hamburg 1923
Herausgegeben von Olaf Matthes und Ortwin Pelc für die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg in Verbindung mit dem Museum für Hamburgische Geschichte

In der Einführung schreiben die Herausgeber Olaf Matthes und Ortwin Pels: „Das Jahr 1923 brachte für Hamburg wie auch die junge Weimarer Republik ganz besondere Herausforderungen. Sie waren der Höhepunkt einer Entwicklung, die mit dem Ende des Ersten Weltkriegs sowie der Novemberrevolution 1918 einsetzte und das Leben vieler Menschen stark veränderte. In diesem Buch werden die Ereignisse, Entwicklungen und Folgen aus dem Jahr 1923 unter verschiedenen Blickwinkeln in den Fokus genommen und aufgrund teils neuer Quellen in die Geschichte Hamburgs eingebettet. Dabei gilt neben der Betrachtung der allgemeinen Stadtgeschichte zwischen 1918 und 1924 das besondere Interesse dem kommunistischen Versuch, im Oktober 1923 von Hamburg aus mit Gewalt eine neue Staatsordnung zu erzwingen.“

Das Buch untersucht Ursachen, Anlass und Verlauf des Hamburger Aufstands vom 23. Oktober 1923, auch warum dieser scheiterte. Der Hamburger Aufstand (auch Barmbeker Aufstand) war eine von Teilen der Hamburger KPD am 23. Oktober 1923 begonnene Revolte. Ziel war das nach dem Vorbild der russischen Oktoberrevolution, der bewaffnete Umsturz in Deutschland. Nach Vorstellungen der KPD sollte der Deutsche Oktober das Aufbruchssignal für eine Revolution in ganz Mitteleuropa sein, so die kommunistische Weltrevolution einleiten.

Nach militärischen Gesichtspunkten war das aussichtslos, endete bereits in der Nacht vom 23. auf dem 24. Oktober. Wohl wurden 24 Polizeireviere gestürmt, davon 17 in Hamburg, 7 in der preußischen Provinz Schleswig-Holstein. Bereits in der Nacht zum 24. Oktober wurden sieben KPD-Abgeordnete der Hamburger Bürgerschaft festgenommen. Der Abgeordnete Hugo Urbahns versteckte sich, konnte erst am 13. Januar 1924 in Haft genommen werden.

Der Ablauf der Revolte: In der Nacht vom 22. auf 23. Oktober erhielten die militärischen Leiter der KPD Wasserkante ihre Einsatzbefehle. Der Sturm auf die Polizeireviere begann um 5 Uhr, um den großen Mangel an Waffen der Aufständischen zu beheben. Es gelang ihnen etwa 250 Gewehre zu erbeuten. Obwohl die KPD in Hamburg 14.000 Mitglieder hatte, beteiligten sich davon nur 300 aktiv am Aufstand.

Insgesamt forderte der Aufstand 100 Todesopfer und mehr als 300 Verwundete. Unter den Toten waren 17 Polizisten, 24 Aufständische und 61 unbeteiligte Zivilisten. Festgenommen wurden 1400 Personen. Der größte Prozess gegen 191 Mitglieder des Aufstands fand ab Februar 1925 wegen der Schiffbecker Unruhen, damals Preußen, im preußischen Landgericht Altona statt.

Aus heutiger Sicht werden die Tage im Oktober 1923 historisch beleuchten, dokumentarisch und wie diese Tage in der Kunst aufgearbeitet wurden. Dazu gehört, wie diese Tage in den Tageszeitungen und Magazinen, vom „Hamburger Fremdenblatt“, der „Schweizer Illustrierte Zeitung“, „The Illustrated London News“ bis zu den Tageszeitungen „Izvestija“ und „Pravda“ berichtet wurde.

Auch zum DEFA-Film „Ernst Thälmann – Sohn seiner Klasse“, 1954 produziert, wird im Band Kritik geübt. Zitiert wird Bertolt Brecht, in seinem Arbeitsbuch notierte er zum Thälmann Film: „… sie machten beim hamburger aufstand anscheinend einen feldhern im hauptquartier aus ihm…“. Ein Buch, das unvoreingenommen über die Tage im Oktober 1923 berichtet.

Das Museum für Hamburgische Geschichte zeigt vom 20. September bis zum 7. Januar 2024 die Ausstellung „Hamburg 1923. Die bedrohte Stadt.“ – Lesenswert
khw


DIE BEDROHTE STADTREPUBLIK – Hamburg 1923
Herausgegeben von Olaf Matthes und Ortwin Pelc
für die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg
In Verbindung mit dem
Museum für Hamburgische Geschichte

Wachholtz Verlag, Kiel/Hamburg 2023
264 Seiten – reichlich illustriert - 34,00