27.08.2023
Wolfgang Kemp: OLYMPE AGUADO – Fotografie am Hof Napoleons III.

Der Autor Wolfgang Kremp, am 1. Mai 1946 in Frankfurt am Main geboren, studierte Kunstgeschichte, Philosophie und Germanistik, wurde an der Universität Tübingen 1970 mit der Arbeit Natura – ikonographische Studien zur Geschichte und Verbreitung einer Allegorie promoviert. Im Fach Kunstgeschichte habilitierte er sich 1979, war dann von 1983 bis 1995 an der Universität Marburg, danach bis zu seiner Emeritierung Professor für Kunstgeschichte in Hamburg. Als Kunsthistoriker befasste sich Kemp insbesondere mit den Anfängen der christlichen Kunst, mittelalterlichen Glasfenstern und mit einer umfangreichen Theorie der Fotografie. Seit den 1990er Jahren publiziert Kemp zur Fotografie, wurde 2018 mit den Kulturpreis der Deutschen Gesellschaft für Photographie ausgezeichnet und ihm wurde der Sigmund-Freud-Preis zuerkannt.

Zum Buch: Unter Napoleon III. (1808-1973), der sich 1851 mit einem Staatsstreich zum Kaiser »von Volkes Gnaden« proklamierte – er nannte sich auch Bürger Kaiser – wurde die Fotografie Spielzeug der Reichen und des Adels. Auch der Hof Napoleons III. bediente sich des neuen Mediums in Form von Sammelalben. Das brachte Personen hervor, die auf ihre Art Fotogeschichte schrieben. Der Autor Wolfgang Kemp stellt einer dieser Fotografen vor, den Amateur Olympe Aguado. Der Graf Olympe-Clemente-Alexandre-Augusto Aguado de las Marismas war ein französisch-spanischer Fotograf, der besonders in den Jahren von 1850 bis 1860 aktiv tätig war. Sein Vater der Marquis Alexandre Aguado unterstützte Josef Bonaparte, ging nach dem Halbinselkrieg nach Frankreich ins Exil und wurde einer der reichsten Bankiers des Landes. In Paris wurde 1827 sein Sohn Olympe Aguado geboren, der von Gustave Le Gray die Praxis der Fotografie lernte.

Er war auch Pionier einiger Reihen fotografischer Verfahren, so auch der Carte de Visite-Fotografie und fotografischer Verfahren von Vergrößerungen.

Im Jahr 1854 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Société française de photographie. Parallel wird in diesem Buch von Catharina Berents, die Contessa di Castiglione, eine fotogene wie von der Fotografie-besessene Femme fatale am Hof Napoleons III. vorgestellt.

In seinem Essay schreibt Wolfgang Kemp: »Frankreich ist das Land, in dem diese Entwicklung am entschiedensten vorangetrieben wird, indem der Gründungsimpuls von 1839 quasi ununterbrochen fortlebt – damals kaufte der Staat das Verfahren des Erfinders Daguerre und Nièpce ab und machte es der Menschheit zum Geschenk. Wie die Fotografie sozusagen staatsnah bleibt und von höchsten Kreisen weiterhin gefördert und als Mittel der Selbstdarstellung gebraucht wird, kann man an zwei Personen aufzeigen: an Napoleon III., der 1851 putschte und sich 1852 zum Kaiser ausrief und den spanischen Adligen Olympe Aguado Compte de las Marismas, der in Frankreich geboren wurde, dort bis zu seinem Tod lebte und zum engsten Palastzirkel des Kaisers gehörte.« Mit der Fotografie begann Aguado als Napoleon sich die Macht nahm.
khw


Wolfgang Kemp: OLYMPE AGUADO
Fotografie am Hof Napoleon III.

Verlag Schirmer/Mosel, München 2023
120 Seiten - 43 farbige Abbildungen - 39,80 EUR