21.06.2023
Kai Diekmann: Ich war Bild – Ein Leben zwischen Schlagzeilen, Staatsaffären und Skandalen

Mit „Ich war Bild“ hat Kai Diekmann seine berufliche Autobiografie im Springer Verlag vorgelegt. Der Autor war vom 1. Januar 2001 bis 1. Januar 2016 der Chefredakteur der BILD-Zeitung, die Tanit Koch dann übernahm. Diekmann blieb weiterhin der Gesamtherausgeber der BILD-Gruppe, verließ den Springer-Verlag zum 31. Januar 2017, übernahm neue Aufgaben bei dem US-Unternehmen Uber.

Über seine Jahre bei „BILD“ und dem Springer-Verlag hat der heute 58-Jährige ein über 500-seitiges Buch geschrieben, war wohl der letzte BILD-Chef, der die alte Macht dieser 1952 gegründeten Zeitung repräsentierte. Seine Autobiografie ist ein Buch, wie Diekmann die Welt sieht.

Nichts davon im Buch, dass in seiner Zeit als Chefredakteur der BILD einen Auflagenverlust von 3.210.939 Exemplaren – umgerechnet von 75,3 Prozent – verzeichnet, so laut Wikipedia.

Kai Georg Diekmann, am 27. Juni 1964 in Ravensburg/Baden-Württemberg geboren, war 1998 bis zum 31. Januar 2017 für den Springer-Verlag als Chefredakteur der Welt am Sonntag, Chefredakteur der BILD und Gesamtherausgeber der BILD-Gruppe tätig. Er wuchs in Bielefeld auf, besuchte hier die katholische Marienschule der Ursulinen, hier redigierte er die konservative Schülerzeitung „Passepartout“. Nach seinem Abitur von 1983 bis 1985 Wehrdienst als Panzerjäger, verlässt die Bundeswehr als Oberleutnant der Reserve. Anschließend Studium der Geschichte, Germanistik und Politik an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster. Bereits während seines Wehrdienstes wird er als sogenannter Militärfuchs der schlagenden Burschenschaft Franconia Münster.

Seine berufliche Tätigkeit beginnt 1985 in der Axel Springer Journalistenschule in Hamburg, mit Stationen in Bonn und New York City, wird 1987 Parlamentskorrespondent für „BILD“ und „BILD am Sonntag“ in Bonn. Von 1989 bis 1991 ein Gastspiel als Chefreporter im Burda-Verlag. Nach kurzem Engagement als stellvertretender Chefredakteur der „B.Z.“ der Wechsel 1992 als Politikchef zur „BILD“ in Hamburg. Es folgt 1997 der Springer Auslandsdienst, dann legt er eine berufliche Pause ein und reist nach Mittelamerika. 1998 kann Diekmann im Springer-Verlag seine Karriere als Chefredakteur der „Welt am Sonntag“ fortsetzen, wechselt von hier am 1. Januar 2001 als Chefredakteur zur „BILD“.

Im Klappentext heißt es: »Als Macher und Blattmacher erzeugte Diekmann jede Menge Gegenwind: Er schmeichelte, lobte, umgarnte, kritisierte und vernichtete, er pflegte überraschende Freundschaften und Feindschaften – aus dem einen wurde auch manchmal das andere. Über Jahrzehnte hat er Begegnungen und Ereignisse dokumentiert, Tagebuch geführt, Gesprächsnotizen angefertigt, Briefe und E-Mails aufbewahrt – ein privates Archiv voller Aufzeichnungen und Dokumente, die dieses Buch erstmals zugänglich macht.«

In seiner Biografie schreibt Kai Diekmann: »Am Ende habe ich doch 16 lange Jahre einer BILD-Redaktion vorgestanden, die in ihren besten Jahren über 800 Mitarbeiter hatte, 30 Regional- und Lokalausgaben produzierte, die größte Zeitung Europas war und online mehr Leser erreichte als jedes andere Medium in Deutschland. Kein anderer Bild-Chefredakteur hat es so lange an der Spitze dieser so mächtigen und so umstrittenen Marke ausgehalten wie ich.

Wenn man mich fragt, was es braucht, BILD-Chef zu sein, ist meine Antwort: Es braucht eine große Portion Resilienz, du musst einen Machtdrang verspüren, sehr viel Ehrgeiz, Leidenschaft bis zur Manie. BILD-Chef ist kein Job, BILD-Chef ist eine Haltung.«

Seine Biografie ist geschrieben von Ehrgeiz und Leidenschaft und reich illustriert mit Fotos in sw und Farbe. Ob die Kai Diekmann Biografie es wert ist zu lesen, dass muss jeder für sich selbst feststellen, für meinen Teil jedenfalls nicht. Ich erinnere mich an den 24. Juni 1952. Als Austräger der Springer-Zeitung „Hamburger Abendblatt“ musste das erste Exemplar der „BILD“ in alle Briefkästen der Häuser, ob sie das Hamburger Abendblatt bekamen oder auch nicht. Das kostenlos vom Springer Verlag. Seitdem habe ich ein gespaltenes Verhältnis zum Blatt des Boulevard „BILD“.
khw


Kai Diekmann: Ich war BILD
Ein Leben zwischen Schlagzeilen, Staatsaffären und Skandalen

Deutsche Verlagsanstalt in der
Penguin Radom House Verlagsgruppe, München 2023
544 Seiten – zahlreiche Fotos sw u. Farbe – 34,00 EUR