06.09.2021
FRIDOLIN SCHLEY: DIE VERTEIDIGUNG – ROMAN

Der Schriftsteller Fridolin Schley wurde am 29. Oktober 1976 in München geboren, studierte Germanistik, Philosophie und Politikwissenschaften in München und Berlin und an der Hochschule für Fernsehen und Film in München. Mit seiner Dissertation über den Schriftsteller W.G. Sebald wurde er promoviert. 2007 las Schley beim Ingeborg-Bachmann-Preis in Klagenfurt, seit 2008 ist er Mitglied des Lübecker Literaturtreffens, gehört auch dem PEN-Zentrum Deutschland an. Nach der Novelle »Die Ungesichter« (2016) ist der 2021veröffentlichte Roman »DIE VERTEIDIGUNG« das zweite Buch des in München lebenden Schriftstellers.

In seinem Roman »DIE VERTEIDIGUNG« geht es um die Frage: „Was hast Du im Dritten Reich getan“? Diese Frage stellt der spätere Bundespräsident Richard von Weizäcker, Mitglied der CDU, von 1984 bis 1994 der sechste Bundespräsident der Bundesrepublik, indirekt seinem Vater Ernst von Weizäcker. Seine Laufbahn beginnt als Marineoffizier, wird Staatssekretär des Auswärtigen Amtes und Mitglied der SS, bekam von Heinrich Himmler den Ehrendegen des Reichsführers und den SS-Totenkopfring verliehen. Am 30. Januar 1942 zum Brigadeführer der SS ernannt, dem persönlichen Stab Himmlers zugeordnet. Trotz großer Differenzen mit dem Reichsaußenminister Joachim von Ribbentrop bleibt Ernst von Weizäcker in der Funktion des 1. Staatssekretärs im Auswärtigen Amt in Berlin. Auf eigenem Wunsch wird er zum Botschafter des Deutschen Reichs beim Vatikan in Rom ernannt. Auch nach der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands bleibt er bis 1946 hier Botschafter. Freiwillig geht Ernst von Weizsäcker unter päpstlichen Schutz und unter der Zusage Frankreichs als freier Zeuge nach Nürnberg.

Die Amerikaner verhaften ihn im Juli 1947. Als Kriegsverbrecher ist er nun im sogenannten »Wilhelmstraßen-Prozess« angeklagt. Seine Verteidiger sind Helmut Becker (seit 1937 Mitglied der NSDAP), der US-Anwalt Warren Magee und sein Sohn Ernst, der in Göttingen Jura studiert. Verurteil wird Ernst von Weizsäcker wegen seiner aktiven Mitwirkung von Ernst bei der Deportation französischer Juden nach Auschwitz - ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit - zu sieben Jahre Haft, wird auf fünf Jahre reduziert. Im Zuge der allgemeinen Amnestie kommt Ernst von Weizäcker bereits am 16. Oktober 1950 die Entlassung aus dem Kriegsverbrechergefängnis Landsberg.

Am 8. Mai 1985 hält Richard von Weizäcker am 40. Jahrestags des Kriegsendes in Europa eine prägende Rede. Er sagte: »Und dennoch wurde von Tag zu Tag klarer, was es heute für uns alle gemeinsam zu sagen gilt: Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung. Er hat uns alle befreit von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.« Mit dieser Aussage ist die CDU noch die FDP nicht einverstanden.

Fridolin Schley arbeitet in seinem Roman über die Weizäcker Geschichte deutsche Geschichte eindrucksvoll auf.
khw


FRIDOLIN SCHLEY: DIE VERTEIDIGUNG – ROMAN

Hanser Berlin in der Carl Hanser Verlag GmbH&Co. KG, Berlin 2021
268 Seiten - 24,00 EUR