06.09.2021
Marmaduke Pickthall: DIE TAUBE AUF DER MOSCHEE – UNTERWEGS IM ORIENT

Marmaduke Pickhall wurde am 7. April 1875 in Harrow als Sohn von Mary O'Brien und ihrem Mann, dem anglikanischen Priester Reverend Charles Grayson Pickthall, eine gutsituierte englische Familie der Mittelklasse, geboren. Als Pickthall fünf Jahre als war, starb der Vater. Die Mutter und Sohn zogen von Woodbridge, hier war der Vater Pfarrer gewesen, nach London um. Er besuchte die Harrow School, ein Internat. Gemeinsam bereisten Mutter und Sohn Europa, dabei entdeckte Marmaduke Pickthall sein Talent für Sprachen. Aus einer Bewerbung für den diplomatischen Dienst wurde nichts, nahm daher die Einladung von Thomas Dowling, einem Freund der Mutter an, der als anglikanischer Bischof nach Palästina ging. Zwei Jahre reiste er durch Ägypten und Palästina, sprach sehr schnell fließend Arabisch. Von der Mutter zurück nach England beordert, heiratete er, zieht mit der Frau 1898 in die Schweiz. »The Word of Englishman« ist die erste Geschichte die Pickthall schreibt. Nun folgt jährlich ein Buch. Aus finanziellen Gründen zieht das Paar 1899 nach Suffolk in England zurück. Im Ersten Weltkrieg ist seine Einstellung, obwohl ein patriotischer Tory schwierig. Setzt sich für die türkische Neutralität ein, lobt die britische Regierung für ihr Verhalten in Ägypten, kritisiert Jahre später den britischen Imperialismus in Indien. Im November 1919 erklärt Pickthall öffentlich in England seinen Übertritt zum Islam. Mit seiner Frau geht er 1920 nach Indien und vollendet seine Übersetzung »The Meaning of the Glorious Koran«. Seine Übersetzung wird von der Azhar-Universität autorisiert und im »Times Literary Supplement« als eine große literarische Leistung gelobt. Als Chefredakteur des »Bombay Chronicle« wird er 1924 entlassen mit der Begründung, in der Zeitung wurde falsch über eine Demonstration berichtet, bei der Menschen getötet wurden. 1935 kehrt er zurück nach England, stirbt am 19. Mai 1936 in St. Ives, ist auf dem muslimischen Teil des Broowood Cemetery in Surrey beerdigt.

Von einer Unbefangenheit sind die Geschichten die Marmaduke Pickthalls von der ersten Orientreise unter dem Titel: Die Taube - Auf der Moschee vorgestellt. Es ist kein klassisches Reisebuch, somit auch kein Baedeker der Orte oder Landschaften im Orient anpreist. Mit einer ihm angeborenen Neugier sucht er im Orient das Neue für einem Menschen, der in der englischen Tradition großgeworden ist. Die Texte sind in den Jahren 1917/1918 geschrieben. Zwei Personen begleiten den Autor: »Rashîd, der Schöne« ein ehemaliger Soldat den Pickthall als seinen Diener eingestellt hat. Der zweite Reisebegleiter ist »Suleymân«, ein syrischer Dragoman, der für den Autor übersetzt, von dem er sehr viel über die arabische Kultur lernt. Bezüge zu Syrien von heute keine.

Es ist eine orientalische Welt wie sie Marmaduke Pickthall einst erlebte, die es so heute nicht mehr gibt. Suleymân, der immer erneut orientalische Legenden und Parabel aufgreift, die Pickthall in seine Texte einbaut. Marmaduke Pickthalls »Die Taube auf der Moschee« ist literarisch die Ausnahme in der Orientliteratur.
khw


Marmaduke Pickthall: DIE TAUBE AUF DER MOSCHEE
UNTERWEGS IM ORIENT
Übersetzt, herausgegeben und mit einem Nachwort
von Alexander Pechmann

Steidl Verlag, Göttingen 2021
240 Seiten - 22,00 EUR