02.08.2025
Hamburger Korrespondenz im August 2025


Auch der Ex-Grüne und jetzt als österreichischer Bundespräsident wirkende Politiker Alexander Van der Bellen leistete sich bei der Gedenkveranstaltung zur Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen einen Fehlgriff. In dem KZ waren auch über 7000 Spanier, die in ihrem Land für die 2. Republik und gegen den Faschisten Francisco Franco, seine Partner Adolf Hitler und Benito Mussolini hier von der Gestapo eingekerkert wurden. Zur Feier am 11. Mai 2025 hatte Van der Bellen auch den König von Spanien, Felipe VI. und seine Frau Letizia eingeladen. Hatte der österreichische Bundespräsident keine Kenntnis, dass es Francos Vermächtnis war, nach seinem Tod wieder die Monarchie im Lande einzuführen? Felipes Vater Juan Carlos mit viel Nebenluft auch kein Kind von Traurigkeit war der Erste nun wieder im Königreich Spanien. Dass man sich im Auftrag von Spanien überall bereichern kann, ist ein Nebeneffekt der Monarchie. So konnte der König in Berufung auf Francos Hinterlassenschaft an dem Staatsakt in Mauthausen teilnehmen.


König Felipe VI. von Spanien mit Frau und der Bundespräsident von Österreich Alexander Van der Bellen mit Frau am 11. Mai 2025 im KZ Mauthausen

Die US-Journalistin Anne Applebaum, am 25. Juli 1964 in Washington, D.C. geboren, lebt seit 2006 in der Republik Polen, ist mit dem polnischen Politiker und jetzigen Außenminister Radosław Sikorski verheiratet, wurde in Frankfurt/Main 2024 mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Bei den Salzburger Festspielen hielt die gläubige Antikommunistin am 26. Juli die Festrede zur Eröffnung der Salzburger Festspiele in der Felsenreitschule. In Ihrer Rede «Demokratie und Festspiele» sagte sie, zitiert nach den Salzburger Nachrichten, nannte Frau Applebaum Alexis de Tocqueville, der die Vereinigten Staaten von Nordamerika zu Beginn des 19. Jahrhunderts bereiste. Tocqueville schreibt: «Trotz der Weite des Landes kamen die Amerikaner zusammen, trafen gemeinsam Entscheidungen und führten Projekt durch. (Hinweis: Frau Applebaum meint nicht den Republikaner und den US-Präsidenten Donald Trump.) Überall gründeten sie Vereinigungen – die zahllosen Organisationen, die der britische Philosoph Edmund Burke als „keine Trupps“ bezeichnete und die wir heute „Zivilgesellschaft“ nennen. De Tocqueville schrieb: „Mit ihren Vereinigungen organisierten die Amerikaner Feste, gründeten Universitäten, bauten Gasthäuser, errichteten Kirchen, Gefängnisse, Schulen.“ Wenn in Frankreich an der Spitze einer neuen Unternehmung der Staat steht, und in England ein Lord, dann können Sie sicher sein, dass es in den Vereinigten Staaten eine Vereinigung ist.» Sie endet mit: «Die Kommunisten wollten stattdessen ein totalitäres Regime errichten, in dem eine herrschende Partei nicht nur die Politik und die Wirtschaft kontrolliert, sondern auch Kultur, Kunst, Bildung und sogar die Freizeit. Die Zivilgesellschaft stand ihnen im Weg. Unmittelbar nach der Russischen Revolution etwa zu der Zeit, als die ersten Salzburger Festspiele organisiert wurden, setzten die Kommunisten ihre Theorie um und begannen mit der Sowjetisierung der russischen Gesellschaft.»

Ihre Abrechnung endete mit Wladimir Putin und dem tschechischen Schriftsteller Václav Havel. – Nur Tote können sich nicht mehr wehren.

Den Friedenspreis des Buchhandels 2025 bekommt nach Frau Applebaum Herr Karl Schlögel. Die Auszeichnung findet am 19. Oktober in der Paulskirche statt. Der Ausgewählte ist wie die Ausgewählte ein Kommunistenfresser und Oberschwabe, wurde am 7. März 1948 geboren. Karl Schlögel war Hochschullehrer in Konstanz und Frankfurt/Oder. Seine Themen: Stalinismus, Dissidentenbewegung dazu die russische Moderne und die Diaspora der Russen. Er ist das zweite von sechs Kindern, die Eltern Landwirte. Politisch beginnt er bei den Maoisten und später bei der KPD AO, ist Mitglied des kommunistischen Studentenverbandes KSV, leitet das Zentralorgan in Dortmund und Köln. Mit diesem Hintergrund konnte Karl Schlögel einsteigen, schrieb Bücher über Moskau und Leningrad, die KPdSU und das Sozialistische Lager, so wie es der Bundesbürger sehen sollte. An der Duropa Universität Viadrina in Frankfurt/Oder kam noch das Thema Polen hinzu. Schlögl bekam Unterstützung vom German Marshall Fund und der Carl Friedrich von Siemens Stiftung in München. Mitglied ist er im Academia Artium et Scientiarum, der Zeit-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius, ist Mitglied des Deutsch-Russischen Museums Berlin-Karlshorst und des PEN-Zentrums Deutschland. So sind seine Quellen und Einnahmen weiter gesichert. Mit der Wahl von Karl Schlögel wird hierzulande wieder verstärkt auf Antikommunismus gesetzt.

Das sich doch etwas verändert, auch in Großbritannien, bestehen nicht nur Hoffnung, es zeigt sich das links hier gefragt ist. Der ehemalige Labourvorsitzende Jeremy Corbyn hat eine neue Partei angekündigt, bekommt aus dem Stand heraus großen Beifall. Am 12. September 2015 wurde Corbyn in einer Urwahl, an der etwa 554.000 Parteimitglieder teilnahmen mit 59,9 % im ersten Wahlgang zum neuen Parteivorsitzenden gewählt. Auch auf einer Sonderkonferenz der Partei in Liverpool gewann Corbyn erneut die Wahl mit 61,8 % der Stimmen. Im Jahr 2019 führte Corbyn Labour zur Unterhauswahl. Das Wahlprogramm zweckmäßig zwischen Brexit-Deal versprach innerhalb kurzer Zeit ein zweites Referendum. Die Unterhauswahl verlor Labour, es siegte die Conservative Party unter Boris Johnson. Am 4. April 2020 wird dann der Kandidat der Rechten Keir Starmer zum neuen Parteivorsitzenden gewählt.

In der Nachbetrachtung wurde über geleakte Dokumente deutlich, dass das Corbyn Team auf Wahlkreise sich konzentrierte, die von den Konservativen dominiert wurden. Davon betroffen war Ruth Smeeth, die Vorsitzende der Gruppe Jewish Labour Movement und entschiedene Kritikerin Corbyns, die ihren Sitz im Unterhaus verlor.
Jeremy Corbyn bezeichnet sich selbst als demokratischen Sozialisten, steht der britischen Monarchie, New Labor wie der Austeritätspolitik David Camerons ablehnend gegenüber. Er steht für den Austritt aus der NATO, für eine pazifistische Außenpolitik und der Verstaatlichung öffentlicher Versorgungsunternehmen, der Abschaffung von Studiengebühren. Im Herzen ist er ein Befürworter der Republik, doch macht es die Popularität der Königsfamilie unmöglich. Auch ist er ein Gegner der britischen Nuklearaufrüstung. Von Labour nicht mehr zur Unterhauswahl 2024 aufgestellt, kandidierte Corbyn als unabhängiger Kandidat und gewann den Wahlkreis mit 24.120 Stimmen vor dem Labour-Kandidaten Praful Nargund der auf 16.874 Stimmen kam.

Neben Jeremy Corbyn ist es die von Labour suspendierte Labour-Abgeordnete Zarah Sultana die gemeinsam für die neue Partei wirbt. Wann es so weit ist, mit einer neuen Linkskraft in Großbritannien, kann es sehr plötzlich sein.
khw