15.08.2020
Der Skandal um Juan Carlos I. belastet Regierung und Monarchie


Endlich Klarheit, der emeritierte spanische König Juan Carlos I. ist in Abu Dhabi, Vereinigte Arabische Emirate. Die katholisch-monarchistische Tageszeitung »ABC« brachte die Nachricht mit Foto, das auch vom TVE1 4. August in seiner 21 Uhr Nachrichtensendung übernommen wurde. Die geheimnisvolle Flucht, ein Versteckspiel vor den Medien, begann am 1. August mit einem Flug von Madrid ins portugiesische Porto. Diese Nachricht kam von Journalisten aus der Stadt am Duro. Der königliche Palast nannte noch immer als Ziel seiner Reise die Dominikanische Republik. Das wurde vom Ministerpräsidenten Luis Rodolfo Albinader von der Parido Revolucionario Moderno (PRM) sofort dementiert.

Die Flucht des Königs ist ein Zusammenspiel von Felipe VI. und dem Ministerpräsidenten Pedro Sánchez der Linksregierung von Partido Socialista Obrero Español (PSOE) und der Unidos Podemos, aus Podemos, Izquierda Unida (IU), der grünen Partei Equo wie weitere kleine Linksparteien.

Der PSOE Politiker Pedro Sánchez ist derzeit der wichtigste Verbündete von Felipe VI., hat nach dem Abgang Juan Carlos I. ins Exil die Monarchie öffentlich in Schutz genommen. Spanien, so Sánchez in diesen gesundheitlich und wirtschaftlich schweren Zeiten robuste Institutionen teilte er in einem Brief den Mitgliedern seiner Partei mit. Weiter heißt es: »Mit der Verabschiedung der spanischen Verfassung 1978 und der Einführung der konstitutionellen Monarchie ein Spanien eine der zwanzig besten Demokratien der Welt geworden, schreibt Sánchez weiter. In seiner letzten Regierungserklärung vor der Sommerpause sagte Sánchez, es muss alles verhindert werden, was die Fehltritte Juan Carlos seinen Sohn Felipe und die Institution Monarchie in Mitleidenschaft zieht.

Nur in der Einführung der Monarchie irrt der Ministerpräsident, diese wurde bereits 1947 von Francisco Franco - ohne Nennung eines Königs - zur Sicherung seiner Diktatur erlassen. – Kritik kommt auch vom Vizeministerpräsidenten Pablo Iglesias. Der übt Kritik daran, dass Juan Carlos einfach untergetaucht ist, das ist mehr als beschämend. Nach seiner fast vierzigjährigen Amtszeit als Staatschef sei er wohl verpflichtet gewesen, vor den Spaniern seine Verantwortung für seine Taten zu übernehmen. Auch sei das kein guter Stil, dass sich Felipe VI. und Sánchez auf das wie des Exils einigten, ohne dass Pablo Iglesias und andere Regierungsmitglieder in die Beratungen einbezogen wurden.

Auch im katalanischen Parlament gab es eine Sondersitzung zur Krise der spanischen Monarchie. Quim Torra, Präsident der Generalitat de Catalunya rief Felipe VI. zum Thronverzicht auf, bezeichnete die spanische Monarchie als ein »Bourbonen- Regime, das einst von Franco aufgezwungen wurde.«

Nun wird die alte spanische Arbeiterpartei Partido Socialista Obrero España zum Retter der Monarchie. Zu ihren Liedern gehört heute noch »Die Internationale«, in der zweiten Strophe heißt es: »Es rettet uns kein höh´res Wesen, kein Gott, kein Kaiser noch Tribun - Uns aus dem Endlend zu erlösen können wir nur selber tun!« Der Text von Eugène Pottier, die schmissige Musik wurde von Pierre Degeyter komponiert. Auch der PSOE Ministerpräsident José Louis Rodríguez Zapatero, er hatte das Amt vom 17. April 2004 bis zum 21. Dezember 2011 inne, tat sich bei dem Lied schwer, wenn es zum Abschluss von Parteiveranstaltungen gesungen wurde.
Angesichts der Skandale der Königsfamilie haben viele Spanier das Vertrauen an der Monarchie verloren. Das zeigen die antimonarchistischen Demonstrationen im Baskenland wie in Katalonien. Auch das spanische Meinungsforschungsinstitut Centro de Investigaciones Sociológias (CIS) hat das letzte Mal nach der Beliebtheit des Königshauses vor 2015 befragt – damals wurden von 10 nur 4,3 Punkte erzielt. Weitere Städte, darunter Cádiz und Saragoza (deutsch Zaragossa) und andere überlegem noch, ob Straßen, Parks oder Universitäten, die nach Juan Carlos benannt, einen neuen Namen erhalten sollen.

Ian Gibson, ein irischer Autor und Hispanist, der Biograf von Federico Garciá Lorca und Antonio Machado, auch mehrere Bücher zum spanischen Bürgerkrieg, schreibt am 11. August in d»er Internetzeitung »elDiario.es«: »Es ist bedauerlich, dass Juan Carlos das Franco-Regime nie hinterfragt hat. Die Wahrheit ist, dass das Franco-Regime bis heute, fünfundvierzig Jahre später, niemals verurteilt oder darauf hingewiesen hat, dass tausende Opfer des Caudillos, die sich noch immer in der Gosse befinden. In diesem Sinne erschien mir sein Verhalten als Staatsoberhaupt sowie als emeritierter König bedauerlich.« Ian Gibson fordert: »Nach der Pandemie muss die Debatte Monarchie oder Republik sein.«
khw

Ankunft Abu Dhabi


Presseshop


Karikatur aus Las Republicas v. 20.08.2020