16.04.2019
Hamburger Kunsthalle: Korrektur der Nationalfarben KP Brehmer

Die Ausstellung ist eine Gemeinschaftsproduktion mit dem Neuen Museum Nürnberg, der Hamburger Kunsthalle, dem Gemeentsmuseum Den Haag und ARTER in Istanbul. Hamburg ist die zweite Station der KP Brehmers Korrektur der Nationalfarben. Ich erinnere mich an die erste Brehmer Retrospektive in Hamburg mit seinen Arbeiten ab 1962 bis 1971 im Hamburger Kunstverein, damals noch in einem Gebäude, das gegenüber der Hamburger Kunsthalle stand.

KP ist das Kürzel seines Vornamens Klaus Peter, auch seine Referenz an die damalige Kommunistische Partei (KPD) die seit 1956 verboten war. Mitglied der KPD wurde Brehmer nie.

Klaus Peter Brehmer wurde am 12. September 1938 in Berlin geboren. Nach seiner Schule begann er von 1954 bis 1958 eine Lehre als Reproduktionstechniker in Berlin und im Carl Lange Verlag in Duisburg. Nach der Lehre studiert er ab 1959 bis 1961 an der Werkkunstschule in Krefeld bei Rolf Sackenheim künstlerische Drucktechnik. Danach bis 1963 studiert er an der Kunstakademie in Düsseldorf bei Otto Coester freie Grafik. Nach einem Paris-Stipendium 1963 geht Brehmer zurück nach Berlin.

KP Brehmer eignete sich für seine Arbeit die Ästhetik von Werbeaufstellern, Briefmarken als staatliche Symbolwerte, von Diagrammen und Statistiken an. Durch eine leichte Bedeutungsverschiebungen codierte Brehmer sie neu, indem er ihre Inhalte verschärfte oder verfremdete, machte so deren Wirkmechanismen kenntlich. Mit großem Witz und Ironie kommentierte er in seinen gemalten oder gedruckten Schautafeln, auch die Infographiken mit dem Anspruch auf vermeintliche Objektivität und Wissenschaftlichkeit. Spielerisch hinterfragte er den weit verbreiteten Wissenschafts- und Fortschrittsglauben hierzulande. Vorwiegend griff er dabei auf vorhandene Materialien besonders aus der Presse zurück, bezeichnete sein tun als »Ideologische Kleptomanie«. Seine Themen hat Brehmer medienübergreifend in Bild, Musik und Film dargestellt.

Nach seiner Berufung an die Hochschule für bildende Künste 1971 in Hamburg, zunächst als Dozent, ab 1976 dann Professor für Freie Kunst. - Im Vorwort zum Katalog heißt es: «Die Ausstellung «KP Brehmer. Kunst und Propaganda» greift zentrale Gedanken des Künstlers auf, mit dem Anliegen, seine Bedeutsamkeit nicht nur in Deutschland, sondern auch darüber hinaus unter Beweis zu stellen. Denn das vielfältige, analytisch-experimentelle und zugleich humorvolle Œuvre gewinnt in seinen Fragestellungen zunehmend an Aktualität. KP Brehmers künstlerisches Selbstverständnis, mit seiner Kunst einen dezidiert politischen Anspruch zu verfolgen, erscheint in unserer Zeit von besonderer Relevanz. Angesichts des verstärkten Interesses an einer Kunst, die sich bewusst mit den Möglichkeiten und Grenzen ihrer politischen Verantwortung auseinandersetzt, hat Brehmers Schaffen, zumal im Zeitalter der »fake news» an Brisanz gewonnen.»
KP Behmer starb am16. Dezember 1997 in Hamburg.
khw


Hamburger Kunsthalle: KP Brehmer – Kunst und Propaganda

Glockengießerwall 5 - 20095 Hamburg
Di - So 10 - 18 Uhr, Do 10 - 21 Uhr
232 Seiten - farbige Abbildungen - im Buchschopp 29,00 EUR