16.04.2019
Bucerius Kunst Forum: WELT IM UMBRUCH – KUNST DER 20ER JAHRE

Es ist die letzte Ausstellung, die das Bucerius Kunst Forum in dem ehemaligen Bankgebäude am Rathausmarkt zeigt. Die Ausstellung beleuchtet die Jahre von der Republik im November 1918 bis zum Beginn des Faschismus am 30. Januar 1933. Ausgewählt wurden 40 Gemälde der «Neuen Sachlichkeit» und über Arbeiten von 115 Fotografen des «Neuen Sehens». Hinzu kommen 20 Zeichnungen, Collagen und Druckgarfiken. In ihrer Gegenüberstellung ist die Wechselbeziehung zwischen bildender Kunst und Fotografie sichtbar.

Im Vorwort des Katalogs zur Ausstellung schreibt Franz Wilhelm Kaiser, Direktor des Bucerius Kunst Forums: «In unserer Ausstellung stehen sich Fotografie und Malerei ebenfalls gegenüber, jedoch unter gänzlich anderen Vorzeichen. Zum einen wegen der weltgeschichtlichen Umbrüche, zum anderen hatte sich auch in Kunst und Fotografie zwischenzeitlich einiges ereignet: Mit der Abstraktion hatte sich die Malerei an ihrer jahrhundertealten Fixierung auf naturalistische Darstellung befreit, und die Technik der Fotografie, die der Malerei ihr Abbildungsmonopol genommen hatte, hatte große Fortschritte gemacht. Unter anderem erlaubten bessere Objektive größeren Detailreichtum und lichtempfindlichere Emulsionen kürzere Belichtungszeiten, sodass man Bewegungen quasi „einfrieren“ konnte. Man könnte also meinen, dass beide Medien sich auseinanderentwickelt und jeweils ihre ureigensten Domänen abgesteckt hätten. Doch war dem durchaus nicht so: „Retour à l'ordre“ hieß die internationale Devise in der Kunst nach dem Ersten Weltkrieg, was in der Malerei eine Rückkehr zur Gegenständlichkeit bedeutete, vorzugsweise in altmeisterlicher Malweise, und so konnte der Dialog zwischen den beiden Medien von Neuem beginnen.»

Obwohl die Malerinnen und Maler, die Fotografinnen und Fotografen in der Zwischenkriegszeit ähnliche Bildsujets aufgriffen um ihre Vorstellungen in einer vergleichbaren Ästhetik visualisierten, wurden ihre Arbeiten seit den 20er Jahren nicht mehr in einer umfassenden Gegenüberstellung präsentiert. Die Ausstellung «Welt im Umbruch. Kunst der 20er Jahre» setzt fast 100 Jahre später erstmals zahlreiche Gemälde der «Neuen Sachlichkeit» und «Fotografien des Neuen Sehens» in unmittelbare Beziehung zueinander. Die Hamburger Ausstellung wurde von Ulrich Pohlmann und Kathrin Baumstark kuratiert. In der Ausstellung werden ausgewählte Experimentalfilme gezeigt. Der Dialog zwischen Malerei und Fotografie wird in sieben Kapiteln, vom Selbstbildnis bis zur politischen Montage vermittelt.
khw


Bucerius Kunst Forum:
WELT IM UMBRUCH – KUNST DER 20ER JAHRE
Bis zum 19.Mai 2019

Rathausmarkt 2 -20095 Hamburg
Täglich v. 11 – 19 Uhr, Do. bis 21 Uhr
Der umfangreiche Katalog kostet im Museumsshop 29,00 EUR