29.03.2021
Toni Keppeler: Schwarzer Widerstand – Sklaverei und Rassismus in Lateinamerika und der Karibik

Der Autor Toni Keppeler wurde 1956 in Hohenlohe geboren. Beim »Schwäbischen Tagblatt« in Tübingen hat er Journalismus gelernt und 10 Jahre für die Tageszeitung gearbeitet, war danach vier Jahre an der Zentralamerikanischen Universität in San Salvador Professor für Journalismus. Heute arbeitet Keppeler als freier Journalist für Le Monde diplomatique, Frankfurter Rundschau, der Wochenzeitung WOZ in der Schweiz und das Schweizer Radio Fernsehen SRF.

In der Einleitung schreibt Toni Keppeler: »Am Abend des 20. Mai 2020 wurde in Minneapolis im US-Bundesstaat Minnesota der 46-jährige Afroamerikaner George Floyd getötet. Er hatte sich kurz vor 20 Uhr in einem Lebensmittelgeschäft Zigaretten gekauft und hatte sie mit einem Zwanzigdollarschein bezahlt. Der Verkäufer vermutete, dass dieser Schein gefälscht sei, und rief die Polizei. Bei der Verhaftung wurde Floyd auf den Boden gedrückt. Der Polizist Derek Chauvin stemmte sein linkes Knie in den Hals von Floyd, zwei weitere Polizisten fixierten ihn und ein vierter versuchte, Passanten von der Szene fernzuhalten. Nach Zeugenaussagen sagte Floyd mehr als zwanzig Mal, er könne nicht atmen - »I can`t breathe«. Nach acht Minuten war er tot.

Der Vorfall wurde von einem Passanten mit dem Mobiltelefon gefilmt. Das Video verbreitete sich schnell über Internetplattformen. In den Tagen und Wochen danach kam es zu Demonstrationen und Unruhen, nicht nur in Städten der USA. Auch in Britannien wurden Statuen von Sklavenhändlern und Sklavenhaltern gestürzt. In Deutschland und der Schweiz wiesen des Nachts an Standbildern angebrachte Graffiti darauf hin, was diese in Stein gehauenen oder in Bronze gegossenen ehrenwerten Männer noch so hatten. Selbst in Frankreich, wo ansonsten die koloniale Vergangenheit gerne verdrängt wird, begann nach Massendemonstrationen eine Debatte über das und wie sich der Rassismus von damals bis heute erhalten hat.«

Der Tod von George Floyd brachte auch wieder die Sklaverei und den Rassismus nach Europa zurück, was da über Jahrhunderte nicht nur in Lateinamerika, der Karibik, Nordamerika und Asien, auch in Australien zum Wohle der Weißen Europäer praktiziert wurde. Auch die Deutschen tragen an dieser Entwicklung eine Mitschuld. Vom Deutschen Kaiserreich wurden seit den 1880er Jahren Kolonien erworben und gemäß des Versailler Vertrag von 1919 wieder abgetreten. Nach den britischen, französischen und den niederländischen Kolonien kamen erst die des Kaiserreichs an vierter Stelle. Dabei waren die Kolonien kein Bestandteil des Reichsgebiets, sondern überseeischer Besitz des Reiches.

Das Buch kommt zur rechten Zeit, es erzählt den SCHWARZER WIDERSTAND anschaulich mit vielen Fakten. Das Augenmerk von Toni Keppelers historischer Recherche gilt vor allem dem Schmelztiegel Karibik und Lateinamerika, vor allem den Lebensumständen und Traditionen, der Religion und ihrem Widerstand. Heute weiß kaum einer, dass es in der Karibik mehr afrikastämmige Menschen gibt, als Indígene. Unbekannt ist auch, dass Buenos Aires einmal ein wichtiger Sklavenmarkt war. Ebenso wenig bekannt ist, dass Chile seine Unabhängigkeit einem Heer verdankt, das zur Hälfte aus Afrikaner bestand. Empfehlenswert.
khw


Toni Keppeler: Schwarzer Widerstand
Sklaverei und Rassismus in Lateinamerika und der Karibik

Rotpunktverlag, Zürich 2021
255 Seiten – gebunden – 24,00 EUR