15.03.2021
Gregor Schöllgen / Gerhard Schröder: LETZTE CHANCE
Warum wir jetzt eine neue Weltordnung brauchen

Die Autoren: Gregor Schöllgen, Historiker und Publizist, am 20. Februar 1952 in Düsseldorf geboren, Professor von 1985 bis 2017 für Neuere und Neueste Geschichte an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.
Gerhard Schröder, war der siebte Bundeskanzler von 1998 bis 2005, seit dem Ende seiner politischen Karriere Wirtschaftsanwalt und Aufsichtsratsvorsitzender der Nord Stream AG.

Auf dem Einband heißt es: »Die Welt liegt im Koma. Paralysiert und apathisch verfolgen Europäer und Amerikaner die epidemische Zunahme von Krisen, Kriegen und Konflikten aller Art. Und der Westen, den es so gar nicht mehr gibt, sitzt in seinen überlebten Strukturen fest. Wir fragen, wie es dahin kommen konnte. – Und wir sagen, wie es weitergehen muss«.

Darum fordern Gerhard Schröder und der Historiker Gregor Schöllgen in ihrem gemeinsamen Buch »LETZTE CHANCE« eine neue Weltordnung. In dem Buch beklagt Schöllgen die festgefahrenen Strukturen von internationalen Organisationen wie NATO und EU.

Auch auf den neuen 46. US-Präsidenten Joe Biden setzen sie keine großen Hoffnungen. In ihrem Buch geht es den Autoren um Europa, Russland, China und den Staaten der südlichen Halbkugel. Auch um die Bundesrepublik Deutschland.

Eines ihrer Themen ist das Russland heute. In dem Buch schreiben sie: »Die NATO steht 200 Kilometer vor Sankt Petersburg. Man möchte das als Paranoia abtun, auch mit gutem Grund darauf verweisen, dass Russland seinerseits an der Westgrenze inklusive Kaliningrads erhebliche Kapazitäten aufgebaut hatte — für Moskau blieben die Schritte der Allianz inakzeptabel. Zumal die radikale Osterweiterung der Allianz, der erwähnte Rückzug der USA vom ABM-Vertrag und der Aufbau des amerikanischen Raketenabwehrschildes - nach heutigem Stand nicht zuletzt in Polen und Rumänien, also in vormaligen Warschauer- Pakt-Staaten — aus Sicht des Kreml Elemente einer Eskalationskette waren.

Für Wladimir Putin war das Grund genug zu reagieren. Als er zum Jahresbeginn 2000 von Boris Jelzin das Amt des russischen Präsidenten übernahm, galt er vielen Beobachtern im Westen als Reformer und Modernisierer. Immerhin räumte er mehr oder weniger gründlich mit der Hinterlassenschaft seines Vorgängers auf, in dessen knapp zehnjähriger Amtszeit Russland zu einem Eldorado der Glücksritter und Raubtierkapitalisten verkommen war.

Die westliche Wahrnehmung Putins änderte sich in dem Maße, in dem dieser die Konsequenzen aus dem geschilderten westlichen Vorgehen vor Russlands Haustür zog. So ließ er russische Streitkräfte in Gebiete vorstoßen, die wie die Krim mitunter seit Jahrhunderten zu Russland gehört hatten und im Zuge der Auflösung der Sowjetunion verloren gegangen waren. Dass die Halbinsel 1954 durch Nikita Chruschtschow aus ökonomischen und administrativen Erwägungen der Ukraine zugeschlagen worden war, zählte für Putin und seine Leute nicht, weil damals weder Chruschtschow noch sonst jemand an eine Auflösung der Sowjetunion gedacht und damit ernsthaft in Erwägung gezogen hatten, dass Sewastopol einmal nicht mehr unter der Kontrolle des Kremls stehen könnte. Ohne die Kontrolle dieses Hafens aber lag die russische Schwarzmeerflotte gewissermaßen auf dem Trockenen.«

Das Fazit der von Schöllgen und Schröder – da Europa noch über eine neue Weltordnung streitet, schaffen andere vollendete Tatsachen. Noch haben wir eine Chance eine neue Ordnung mitzugestalten, es ist wohl die letzte Möglichkeit.
Empfehlenswert.
khw


Gregor Schöllgen / Gerhard Schröter: LETZTE CHANCE
Warum wir jetzt eine neue Weltordnung brauchen

Deutsche Verlagsanstalt – in der Penguin
Random Verlagsgruppe, München 2021
249 Seiten – 20,00 EUR