17.10.2020
Volker Weidermann: Brennendes Licht – Anna Seghers in Mexiko

Mit dem Titel »Brennendes Licht« hat Volker Weidermann das bewegende Kapitel des Exils von Anna Seghers in Mexiko beschrieben. Der Band ist auch eine Studie über den Kampf gegen den Faschismus, nicht nur in ihrer Heimat, auch in Europa, das von Hitlers Armeen überrollt wurde.

Die Schriftstellerin Anna Seghers wurde am 19. November 1900 in Mainz als Netty Reiling, geboren. Nach ihrem Abitur 1920 studierte sie in Köln und Heidelberg Geschichte, Kunstgeschichte und Sinologie. An der Universität Heidelberg promovierte sie 1924 mit der Dissertation über »Jude und Judentum im Werk Rembrandts.« Ein Jahr später heiratet sie den ungarischen Soziologen aus einer jüdischen Familie László Radványi, zieht nach Berlin. Der Sohn Peter - er nennt sich heute Pierre Radványi - wird 1926 geboren, die Tochter Ruth zwei Jahre später. In diesem Jahr erscheint auch ihr erstes Buch »Aufstand der Fischer von St. Barbara«. Den Künstlernamen entlehnt sie dem niederländischen Radierer und Maler Hercules Seghers, den noch ohne Vornamen. Beitritt der KPD 1928, Gründungsmitglied des »Bundes proletarisch-revolutionärer Schriftsteller«. Im Jahr 1930 reist sie das erste Mal in die Sowjetunion. Nach der Machtergreifung der Nazis 1933 Verhaftung durch die Gestapo, ihre Bücher werden verboten und verbrannt. Sie flieht in die Schweiz, von hier geht es weiter nach Paris, wird 1935 eine der Gründer des »Schutzverbandes Deutscher Schriftsteller«. Mit dem Einmarsch der Hitler-Truppen 1940 erneute Flucht aus dem besetzten Paris in dem noch unbesetzten Teil von Frankreich im Süden. In Marseille bemüht sie sich um die Freilassung ihres Mannes aus dem Internierungslager Le Vernet. Auch gelingt es Anna Seghers in dem von Gilbert Bosques geleiteten mexikanischen Generalkonsulat eine Ausreise für ihre Familie aus Marseille zu bekommen. Die Seereise mit einem Frachtschiff geht über Martinique, an New York vorbei nach Veracruz, weiter nach Mexiko-Stadt.

Das ist wohl größte Enttäuschung für Anna Seghers, dass die Vereinigten Staaten der Familie die Einreise verweigern. So ist nun auf Jahre Mexiko das Land das der Familie Asyl gewährt. Heimisch wird die Seghers in Mexiko nie, auch wenn sie Frida Kahlo und Diego Rivera begegnet. Sie gründet den antifaschistischen »Heinrich-Heine-Klub« und ist die Vorsitzende. Unerwartet kommt Anna Seghers mit ihrem Roman »Das siebte Kreuz« - über den Ausbruch aus einem Konzentrationslager - zu Weltruhm. In den Staaten wird das Buch zu einem großen Erfolg, wird später für die US-Soldaten zu Pflichtlektüre. In Mexico erscheint der Roman im Verlag »El libro libre« (Das freie Buch). Unter ihren politischen Freunden auch der »Rasende Reporter« Egon Erwin Kisch. Es ist ein schwerer Verkehrsunfall der sie 1943 zu einem langen Krankenhausaufendhalt zwingt.

Der Band ist weit mehr als eine Biografie der Jahre von Anna Seghers aus ihrem Exiljahren in Mexiko.
Lesenswert.
khw


Volker Weidermann: Brennendes Licht
Anna Seghers in Mexiko

Aufbau Verlag, Berlin 2020
186 Seiten - zahlreiche Foto - 18,00 EUR