02.10.2020
»Im Morgenlicht der Republik« – 100 Jahre Kunstsammlung Chemnitz
Herausgeber Frédéric Bußmann und Britta Milde
Mitarbeit von Johannes Sange

Vor mehr als hundert Jahren begann die Stadt Chemnitz ihre gesammelten Kunstwerke auszustellen, um sie den Bürgern der Stadt zugänglich zu machen. War es am Anfang eine einfache und diffuse Mischung, wurde daraus ein Museum mit Schwerpunkten der Moderne und des Expressionismus. Die wichtigsten Künstler des Museums in Chemnitz sind Karl Schmidt-Rottluf, Ernst Ludwig Kirchner, Ernst Heckel, Otto Dix, Käthe Kollwitz, Ernst Barlach, Lyonel Feininger und Edvard Munch. Das Museum Chemnitz hatte sich bereits in den 20er Jahren der modernen Kunst verpflichtet.

Im Vorwort schreiben Frédéric Bußmann und Britta Milde im Katalog der gleichnamige Ausstellung: »Im Morgenlicht der deutschen Republik«, wie der erste Direktor Friedrich Schreiber-Weigand rückblickend 1953 schrieb, wurde 1920 die Städtische Kunstsammlung Chemnitz von der damaligen Stadtverordnetenversammlung als kommunales Museum gegründet. Sie ging hervor aus bürgerschaftlichem Engagement; der Vorläufer war, wie bei allen deutschen bürgerlichen Museen, ein Kunstverein, die 1860 ins Leben gerufene Kunsthütte zu Chemnitz. Durch die Einsetzung des bisherigen Ausstellungsleiters des Kunstvereins Kunsthütte, Friedrich Schreiber-Weigand, zum beamteten Leiter der Kunstsammlungen erfuhr das Engagement der Chemnitzer Bürgerrinnen und Bürger Anerkennung und eine dauerhafte Perspektive in dem 1909 erbauten König-Albert-Museum am Chemnitzer Königplatz.« Dieser Platz wurde seit 1859 bis heute sechs Mal umbenannt worden. Der Reihe nach: Anger, Neustädter Markt, Königsplatz, Theaterplatz, Adolf-Hitler-Patz, seit 1945 einfach Theaterplatz.

Der Katalog dokumentiert auch die Verluste durch die nationalistische Aktion »Entartete Kunst« wie die Entfernung von Arbeiten durch eine nationalsozialistische Kulturpolitik. Betroffen sind Gemälde, Plastiken, Aquarelle, Zeichnungen und Druckgrafik. Dabei begann die »Säuberung« der Kunstsammlung bereits schon gleich nach der Machtübernahme der NSDAP 1933.

Nach der Ausstellung »Kunst, die nicht aus unserer Seele kam« begann der Ausverkauf aus der Kunst aus dem Museum. Von Oskar Kokoschka wurde das »Selbstbildnis mit gekreuzten Armen« veräußert - heute wieder als Leihgabe im Museum. Verkauft wurde von Ernst Barlach »Stehende Bäuerin«, von Max Liebermann »Die Blumenterrasse im Wannenseegarten nach Nordwesten« oder von Otto Mueller »Zigeunerinnen«. Auch die Kriegsschäden des Museums waren beachtlich.

Der Katalog »Im Morgenlicht der Republik« - 100 Jahre Kunstsammlungen Chemnitz ist nicht nur Katalog der Ausstellung auch das Kompendium zur Geschichte Kunst in Chemnitz.
khw


»Im Morgenlicht der Republik«
100 Jahre Kunstsammlungen Chemnitz
Kunstsammlung am Theaterplatz
Museum Gunzenhauser - Schloßbergmuseum

Henry van de Velde Museum - Carlfriedrich Claus Archiv
E.A. Seemann Verlag in der E.A. Seemann Henschel, Leipzig 2020
544 Seiten - großzügig farbig Illustriert - 48,00 EUR