08.02.2020
Steffen Kopetzky: Propaganda – Roman

Der Autor Steffen Kopetzky, am 26. Januar 1971 in Pfaffenhofen an der Ilm geboren, ist Schriftsteller, der sich auch in der Kommunalpolitik engagiert hat. Nach seinem Abitur studierte er Philosophie und Romanistik in München, Paris und Berlin. Ab 1993 lebte Kopetzky für einige Jahre als freier Schriftsteller in Berlin, bevor er in seine Heimat Hallertau zurückkehrte. Das Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland verfasst Romane, Hörspiele, Features fürs Radio und schreibt Theaterstücke. Von 2002 bis 2008 war er künstlerischer Leiter der Biennale Bonn. Bei den Kommunalwahlen 2008 wurde er als Parteiloser auf der Liste der SPD in den Stadtrat von Pfaffenhofen gewählt, ist als Referent für Kultur tätig.

«Propaganda» ist Steffen Kopetzkys achter Roman, eine Geschichte aus der Nachkriegseuphorie in Europa wie den Vereinigten Staaten von Nordamerika.

Der Roman beginnt mit der Schlacht im Oktober 1944 in der Nordeifel um den Hürtgenwald. Steffen Kopetzky schreibt: «Wenn ich daran denke, wie alles begann, sehe ich mich vor einem Lastwagen stehen, der mehr als zwei Tage ohne Unterbrechung gelaufen war. Wir schrieben Oktober 1944 in der Nordeifel, einem zerklüfteten Mittelgebirge, das in den Karten unserer Armeeführung Huertgen Forest genannt wurde, weil man nicht wusste, wie die Deutschen es nannten. Nicht einmal Experten wie mir war bekannt, dass dieses Waldgebiet bei den Einheimischen eigentlich bloß Staatsforst hieß. Hürtgen war ein Dorf mittendrin, dessen Name wir kannten. So wurde daraus der Huertgen Forest, genau wie wir einstmals ein neues Territorium einfach nach dem Indianerstamm benannten, mit dem wir es dort zuerst zu tun bekommen hatten. «Ich bleibe hier», sagte ich zu Technical Sergeant Washington. «Vielen Dank, dass Sie mich mitgenommen haben.» «War mir eine Freude, John.» Wir schlugen ein. Was für unglaubliche Hände der Kerl hatte! Groß, aber nicht plump, sondern länglich und wohlgeformt, geschmeidig, seidig wie die einer Frau, spürbar geschickt und stark. Pianistenhände. «John, überlegen Sie, ob Sie nicht einfach wieder mit mir mitkommen wollen. Sehen Sie sich doch um, wie es hier aussieht ... Hab ich recht? Hier an der Siegfriedlinie, mein ich.» Ich erinnere mich heute an das feingliedrige Netz roter Äderchen, die seinen Augapfel durchzogen.»

So der Anfang von Steffen Kopetzkys Roman «Propaganda» einem Antikriegsroman, er steht auch gegen die Pervertierung amerikanischer Werte im Vietnamkrieg, ebenso heute was im Irak passiert, auch für die US-Taten in Asien wie in Lateinamerika.

John Glueck, Kopetzkys Held im Roman, kämpfte als US-Soldat während des zweiten Weltkriegs 1944 im Hürtgenwald in der Eifel. Kurz zuvor war er Student in New York, mit großer Liebe zur deutschen Kultur, dem Land seiner Vorfahren. Als Offizier einer Propagandaabteilung der US Army trifft Glueck in Frankreich auf sein Idol Ernest Hemingway. Der Kampf um den Hürtengwald nahe Aachen wird im Oktober 1944 zur «Allerseelenschlacht» mit über 15000 Toten.

Zwanzig Jahre später, in Vietnam, erfährt John Glueck wie zynisch und verlogen die US-Politik ist. Damit spannt der Autor einen Bogen der im Zweiten Weltkrieg beginnt bis zum Kriegsschauplatz Vietnam. Eine spannende Geschichte, die Steffen Kopetzky seinen Lesern erzählt. Besonders heute vor der Wiederholung von West-Ost-Spannungen empfehlenswert.
khw


Steffen Kopetzky: Propaganda – Roman

Rowohlt Berlin, 2019
495 Seiten - 25,00 EUR