23.09.2019
Lorenz Gallmetzer: Von Mussolini zu Salvini – Italien als Vorreiter des modernen Nationalpopulismus

Der Autor Lorenz Gallmetzer, am 11. Januar 1952 in Bozen/ Italien geboren, ist ein Südtiroler Journalist und Buchautor. Im Jahr 1979 begann er mit der journalistischen Arbeit bei der RAI dem Sender Bozen. Von 1981 - 2011 arbeitet er für den ORF in Wien, u.a. als Auslandskorrespondent in Paris und Washington. Heute lebt er als freier Publizist in Wien.

Im September 2019 erschien sein Buch zu Italien mit dem Titel: «Von Mussolini zu Salvini» wo Gallmetzer zu Beginn die Frage stellt: «Was braut sich da zusammen?» Er schreibt: «Wenn von Regierungskrisen in Italien die Rede ist, dann schmunzeln Beobachter im restlichen Europa meist unbesorgt. Schließlich hat es das Nachbarland in 70 Jahren auf fast ebenso viele Regierungen gebracht. In den allermeisten Fällen handelte es sich um Regierungsumbildungen, aber es gab auch einschneidende Brüche und Umwälzungen. Die erste Regierung von Silvio Berlusconi vor 25 Jahren war so eine Wende und leitete die Zweite Republik ein. Jetzt erleben wir wieder eine radikale Wende, die noch weit folgenreicher sein könnte. Im März 2018 wurde nicht nur eine Mitte-Links-Regierung abgewählt, es wurden alle traditionellen Parteien von den Wählern erbarmungslos abgestraft. Als erstes Land der „alten EU" - also ohne die ehemaligen Warschauer-Pakt-Staaten - wird Italien von zwei Parteien regiert, die eine „sanfte Revolution", einen Bruch mit allem bisher Bekannten, eine Dritte Republik versprechen.»

Die regierenden Parteien, Lega Nord von Matteo Salvinis und Movimento 5 Stelle von Luigi Di Maio, hatten nach 15 Monaten Regierung keine Gemeinsamkeiten mehr. Die Regierungskoalition zerbrach, da Salvini bei einer Neuwahl nicht mehr auf Luigi Di Maio als Partner angewiesen sein wollte. Nach dem großen Wahlerfolg der Liga Nord bei den Wahlen zum EU-Parlament - es wurden fast 38 Prozent für die Liga abgegeben - sollte es zu Neuwahlen in Italien kommen. Nur Matteo Salvinis Plan ging nicht auf. Es gab keine Neuwahlen, der Movimento 5 Stelle fand in der Partido Democratico einen Partner. Am 5. September 2019 wurde die neue Regierungskoalition erneut unter dem parteilosen Ministerpräsidenten Guiseppe Conte vom Staatschef Sergio Mattarella vereidigt.

Es scheint, dass es mit dem totalitär und präfaschistischen, dem illiberale in Italien erst es einmal vorbei ist. Trotzdem bleibt Italien weiterhin ein Sonderfall. In Italien sind die Folgen von Benito Mussolinis politischer Massenbewegung, seiner Diktatur bis heute nicht aufgearbeitet. Die Kleinstadt Predappio, dem Geburtsort von Mussolini in der Region Emilia-Romagna, hier wurde er 1957 beigesetzt, entwickelte sich zu einer Pilgerstätte für seine Anhänger.

Lorenz Gallmetzers Buch ist eine brillante Analyse, sie macht deutlich, dass der Aufstieg der radikalen Rechten zur stärksten Kraft im drittwichtigsten Staat des EU-Europas mehr ist als eine der gewohnten italienischen Krisen.
khw


Lorenz Gallmetzer: Von Mussolini zu Salvini
Italien als Vorreiter des modernen Nationalpopulismus

Verlag Kremayr & Scheriau, Wien 2019
191 Seiten - Hardcover – 22,00 EUR