06.09.2019
Detlef Stapf: Caspar David Friedrich - Die Biographie

Der Autor Detlef Stapf, 1952 in Rudolstadt/Thüringen geboren, war langjähriger Feuilletonchef des «Nordkurier» in Neubrandenburg. Heute lebt er in Hinrichshagen bei Greifswald.

Rund 200 Jahre nach den ersten Bildikonen der Romantik legt Detlef Stapf seine umfangreiche Biografie zu Caspar David Friedrich vor. Etwas ungewöhnlich sein Einstieg in das Leben des Malers des19. Jahrhunderts. Seine spannende Friedrich Darstellung beginnt so: «Einen Monat nach Friedrichs Tod prüft der zuständige Beamte Gottlob Steintanz am 6. Juni 1840 das durch die Familie erstellte Nachlassverzeichnis. Die Gegen- stände, die der Maler für seine Existenz benötigte, werden in 78 Einzelpositionen geführt, vom „Hauspelz“ bis zur „Maler Balette“. Steintanz, „Verpflichteter Stadt- u. Raths Auctions & Taxat Assistent“, hat die Hinterlassenschaften schon einiger Professoren der Dresdner Akademie gesehen, kann mit einem geschulten Auge die Korrektheit der Aufstellung abschätzen. Ihm fällt auf, dieser Professor hat keine Bibliothek. Professoren hätten immer eine Bibliothek, zumindest einige Bücher und ein dickes Portefeuille mit Korrespondenz in ihrem Besitz. Er befragt die Witwe, ob ihr Mann Bücher gelesen habe. Oh ja, sagt sie, in seiner fensterlosen Kammer bei Kerzenlicht. Seine Augen hätten darunter gelitten. Viele Bücher habe er nicht besessen. Sie könne nicht sagen, wie viele und was für welche. Bücher und Briefe seien in seinem Pult, in der Familie französisch “Bureau“ genannt, verschlossen gewesen. Den Schlüssel trug er stets bei sich. „Und wo sind diese Dinge jetzt“, fragt Steintanz. „Wir wissen es nicht“, antwortet die Witwe und blickt hilfesuchend zu dem neben ihr stehenden Schwiegersohn Robert Krüger. Der fühlt sich nun aufgefordert, Auskunft zu geben: „Am Morgen nach des Vaters Tod ... das Pult ist leer.“ Die Briefe und Bücher hat der Maler vermutlich in seinem letzten Jahr verbrannt. Zum Heizen brauchte er das Papier nicht. Der Winter war mild und die Holzvorräte noch reichlich. So ein Feuer im eisernen Kanonenofen spendete ohnehin nur wenige Momente Wärme. Man könnte diesen Akt der Vernichtung einem Zustand „geistiger Umnachtung“ zurechnen, der dem alten Friedrich nachgesagt wird. Der „Verfolgungswahn“ soll ihn schon länger befallen haben. Bereits um 1830 sagt er zu sich in der dritten Person: „erkennst du denn noch immer nicht, dass die Zahl deiner Gegner Legion ist, denen kein Mittel zu schlecht ist [...] Armer Teufel, du dauerst mich! denn sei versichert, wo du gehest und wo du stehest [...] und was du treibest, man umschleicht dich von ferne (selbst dein Schreibtisch und Briefe sind diesen Leuten nicht verschlossen).“ Diese Zeilen entstehen, als sich der Maler „von seiner Zeit überflügelt“ fühlt und seine Kunst als einem „kranken Geist“ entsprungen diskreditiert wird, jede Information willkommen ist, die ein solches Urteil stützen könnte. Gegen den Lauf der Dinge „anzukämpfen, erkannte er für unvernünftig und niedrig.“ Stattdessen beschäftigt ihn die Bedeutung seines Werkes für die Nachwelt, in dem „schon alles erfüllt was die Landschaftsmalerei auszudrücken vermag“, seine „Bilder als Vorbilder für alle Zeiten aufgestellt werden könnten“.»

Detlef Stapf «Caspar David Friedrich - Die Biographie» ist eine von seiner Geburt bis zum Tod am 7. Mai 1840 in Dresden. In 21 Kapitel blättert Detlef Stapf - dabei ist ihm jedes Detail Wert zum mitteilen - das Leben von Caspar David Friedrich, des wohl bedeutendster Künstler der romantischen Malerei auf. Mit seinen Arbeiten leistet Caspar David Friedrich einen originären Beitrag zur modernen Kunst. Hilfreich wäre bei dieser umfangreichen Biographie eine Zeittafel, dafür sind in dem Band 94 farbige Abbildungen, zum großen Teil Abbildungen von Caspar David Friedrichs Arbeiten.
khw


Detlef Stapf: Caspar Friedrich Friedrich - Die Biographie

Okapi Verlag, Berlin 2019
572 Seiten - 94 farbige Bildtafeln - 34,00 EUR