31.01.2024
Hamburger Korrespondenz im Februar 2024


Die Reedereien Hapag-Lloyd und Mærsk starten mit Teilen ihrer Flotte ab 2025 ein Bündnis. Mit ihrer »Gemini Cooperation« mischen die Allianzstrukturen der Branche auf. Das sorgt derzeit für eine erhebliche Unruhe. Vor Jahresfrist gab die Genfer Reederei Mediterranean Shipping Company und Mærsk für Januar 2025 die Auflösung ihrer Allianz 2M bekannt. Damit war es allen in der Schifffahrtsbranche klar, dass es zu einer Neuordnung der bestehenden Schifffahrtsallianzen kommen wird. Nur die Frage „Wie“ war ungewiss. Auch sind diese kartellähnlichen Schifffahrtsallianzen, die eine Billigung durch die EU-Wettbewerbshüter bekommen, mehr als fragwürdig. Bereits 2023 hatte Hapag-Lloyd und Mærsk als künftige Partner in »The Alliance« bis 2030 angekündigt.

Nach offizieller Mitteilung der beiden Schifffahrtskonzerne will das neue Bündnis mit Namen »Gemini Cooperation« einen gemeinsamen Flottenpool von rund 290 Schiffen mit einer Gesamtkapazität von 3,4 Millionen TEU (Twenty Foot Equivalent Unit) Standardcontainern einsetzen. Davon wird Mærsk 60 Prozent, Hapag-Lloyd 40 Prozent stellen. Derzeit betreibt Mærsk 679 Schiffe mit einer Kapazität von 4,16 Millionen TEU, bei Hapag-Lloyd sind es 269 Schiffe für 1,98 Millionen TEU.

Erklärtes Ziel von »Gemini« ist es, auf 26 Liniendiensten in sieben Fahrgebieten zwischen Fernost, Nahost/Indien, Mittelmeer, Nordeuropa sowie USA die Effizienz und Pünktlichkeit ihrer Verkehre drastisch zu erhöhen. Von Afrika und Südamerika ist bislang noch nicht die Rede. Weltweit sollen bevorzugt Terminals bedient werden, an denen einer der beiden Partner beteiligt ist. In den deutschen Häfen wird es 20 Prozent mehr Ladung geben, Hamburg aber etwa 10 Prozent einbüßen. Ein mehr an Ladung bekommt Bremerhaven, wo Mærsk beteiligt ist, Hapag-Lloyd ist in Wilhelmshaven beteiligt und bekommt hier mehr Ladung. Nachzutragen ist, die Deutschlandzentrale der Mediterranean Shipping Company aus Genf wird nach ihrer Beteiligung an der HHLA nun in der Hansestadt Hamburg gebaut.

Wegen der angespannten Lage im Roten Meer durch die „Huthi-Rebellen“ im Jemen bietet Hapag-Lloyd seinen Kunden einen Transitdienst quer durch Saudi-Arabien an. Von drei Häfen am Persischen Golf sollen die Container mit LKW nach Dschidda am Roten Meer gebracht werden. Auch Hapag-Lloyd wird weiterhin, bis sich die Lage im Jemen beruhigt hat, ihre Schiffe um das Kap der Guten Hoffnung im Süden Afrikas umleiten.

Die Lokführergewerkschaft macht erneut wieder ernst. Am 22. Januar kündigte sie den längsten Streik in der Geschichte der Deutschen Bahn an. Mit ihrem Streik zieht die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) im laufenden Tarifkonflikt erneut die Daumenschrauben an. Laut ihrer Ankündigung ruft der Verband seine Mitglieder zu einem sechstägigen Arbeitskampf auf. Seinen Anfang nahm er mit dem DB-Cargo am 23. Januar um 18 Uhr. In der Nacht des 24. Januar folgten alle weiteren DB-Töchter bis zu allen S-Bahnen in der Bundesrepublik. Am 29. Januar endet dieser Ausstand um 18 Uhr. Zum vierten Mal in den fast dreimonatigen Auseinandersetzungen GDL mit der DB müssen sich die Reisenden und Berufspendler auf erhebliche Einschränkungen einstellen. Bisher hat dieser Arbeitskampf der GDL nichts gebracht. Die GDL will eine Arbeitszeitverkürzung für Schichtarbeiter auf 35 Stunden bei einem vollen Lohn erreichen. Das Angebot der Deutschen Bahn lautet ab 2026 bei gleichen Bezügen eine 37 Stundenwoche. Die GDL weist das DB-Angebot als ein Scheinangebot zurück, es zeigt „dass sie weiter unverdrossen bislang ihren Verweigerungskurs verfolgt, von einem Einigungswillen keine Spur“.

Der Vorsitzende der GDL Claus Weselsky hat eine neue Kampfansage an die Deutsche Bahn – eine Leiharbeiterfirma für Lokomotivführer gegründet. Vor dem hessischen Landesarbeitsgericht klagt die DB gegen die GDL. In ihrem Schriftsatz wirf die Deutsche Bahn der GDL vor, mit der Gründung der Leiharbeiterfirma „Fair Train“ vor einem Jahr den Bereich des rechtlich Zulässigem in einer Tarifauseinandersetzung längst überschritten zu haben. Mit einer Genossenschaft will die GDL von der Deutschen Bahn Lokführer abwerben, sie dann mit besseren Konditionen wieder an die Deutsche Bahn zurück verleihen. Frage gelingt das? Kritisch ist hier die Frage, ob die GDL, die hier auch als Arbeitgeber auftritt, auch als Gewerkschaft Tarifkonflikte führen darf. Am 5. Juni 2023 hat Claus Weselsky mit markigen Worten die Genossenschaft „Fair Train“ vorgestellt. Mit der Leiharbeiterfirma werde dem DB-Konzern glasklar der Kampf angesagt. Auch können nur GDL-Mitglieder ordentliche Genossenschaftsmitglieder werden.
khw

Nachtrag zum GDL-Streik bei der DB
Nicht immer halten die Ankündigungen des Vorsitzenden der Lokführergewerkschaft GDL über die verkündete Zeit. Schneller als angekündigt endet der GDL-Streik bei der Deutschen Bahn bereits am Montag, dem 29. Januar, statt um 6 Uhr bereits um 2 Uhr. Das verkündeten am 27. Januar gemeinsam GDL und DB. Auch haben sich die Streitenden auf eine Friedenspflicht bis zum 3. März geeinigt. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit werden DB und GDL über einen neuen Tarifvertrag verhandeln. Bereits vereinbart wurde die Zahlung von 1500 Euro Inflationsausgleichsprämie. Ist etwa der GDL Vorsitzende Claus Weselsky über seinen Schatten gesprungen?
khw

Hapag-Lloyd Container-Schiff


Maersk-Line


Vorsitzender der GDL Claus Weselsky


„Fair Train“ von der GDL selbst als Leiharbeitsfirma gegründet