01.09.2019
Hamburger Korrespondenz im September 2019



Das Altonaer Museum zeigt bis zum 20. Juli 2020 unter dem Titel «Laß leuchten! Peter Rühmkorf zum Neunzigsten» eine von der «Arno Schmidt Stiftung» kuratierte Ausstellung. Peter Rühmkorf, geboren am 25. Oktober 1929 in Dortmund wuchs in Hemmoor bei Stade als nicht ehelicher Sohn der Lehrerin Elisabeth Rühmkorf auf. Im Jahr 1951 legte er am Athenaeum Stade sein Abitur ab und studierte bis 1957 in Hamburg zunächst Pädagogik und Kunstgeschichte später Germanistik und Psychologie. Sein ursprüngliches Studienziel Volkschullehrer gab Rühmkorf nach wenigen Semestern auf. Gemeinsam mit dem Lyriker und Essayisten Werner Riegel gab er von 1951 bis zu dessen Tod 1956 die hektografierte Literaturzeitschrift «Zwischen den Kriegen» im Eigenverlag heraus. Danach war er Gründer und Hauptautor des «Studentenkurier», später veröffentliche er in der Zeitschrift «konkret». Von 1958 bis 1964 arbeitet Rühmkorf als Lektor im Rowohlt Verlag in Hamburg, seitdem war er freier Schriftsteller und Dichter, schrieb unter einem halben Dutzend Pseudonymen von Lyng bis Hans Hingst.

Nun wird einem der bedeutendsten deutschen Lyriker, Essayisten und Pamphletisten der Bundesrepublik Peter Rühmkorf, das stets mit politischem Engagement, eine Ausstellung gewidmet, die sein Leben wie Arbeiten den Besuchern zugänglich macht. Stets war Rühmkorfs Verständnis politisch. Das zeigt auch die Hamburger Ausstellung. Die «Arno Schmidt Stiftung», Erbin der Urheberrechte am Werk von Peter Rühmkorf Werk, bietet in der von ihr gesponserten Ausstellung eine Reise durch die Lyrik- wie Zeitgeschichte der Bundesrepublik von 1951 bis zum Tod Rühmkorfs am 8. Juni 2008 in Roseburg, Kreis Herzogtum Lauenburg (Schleswig-Holstein) an. Dafür werden alle Mittel genutzt, die heute Ausstellungsmacher von Beleuchtung über Video, Schaukästen bis zu Audio zur Verfügung stehen. Dafür wurden fast eine Million Euro aufgewendet. Nicht vergessen ist die von Rühmkorf mit inszenierte Reihe «Lyrik und Jazz» mit dem Pianisten Michael Naura, sie machte ihn einem größeren Publik bekannt. Die Vermittlung erfolgt über Audio.

Etwas bescheidener präsentiert sich die Hamburger Kunsthalle mit der Ausstellung: «Beständig. Kontrovers. Neu Blick auf 150 Jahre». Am 30. August 1869 war der ehrwürdige Gründerbau der Kunsthalle fertig. Das für eine Sammlung, die es bereits gab. Im Jahr 1850 war das Gebäude der Hamburger Börse die erste öffentliche Galerie in der Hansestadt Hamburg eröffnet. 150 Jahre Kunsthalle ist keine heitere Selbstbeweihräucherungsschau. Kuratiert von der Provenienzforscherin Ute Haug und der Hilfe von Shannon Ort, Andrea Völker und Lisa Schmidt. Die Ausstellung ist ein Blick zurück auf 150 Jahre Geschichte Hamburger Kunsthalle. Dokumentiert wird ebenso die NS-Zeit mit den großen Verlusten in 12 Jahren brauner Diktatur. Auch an die Diebstähle in der Kunsthalle wird erinnert. Bis auf die 1956 entstandene Skulptur vom Schweizer Bildhauer Alberto Giacometti, sie wurde im Mai 2002 entwendet, kam bis heute nicht zurück. Es war während der «Langen Nacht der Museen» am 27. Mai, da tauschten Diebe die eine halbe Million Euro teure Skulptur gegen einen schwarzen Stab aus. Nur der Diebstahl wurde erst Tage später entdeckt.

Im Anfang der Kunsthalle fehlte in den ersten Jahren ein wissenschaftlicher Leiter. Der erste kam mit Alfred Lichtwark, der seinen Schwerpunkt auf Künstler aus Hamburg und das 19. Jahrhundert legte. Er kaufte Arbeiten von Caspar David Friedrich, Phillip Otto Runge und Max Liebermann, auch die französischen Impresssionisten an. Zum Nachfolger des verstorbenen Lichtwark wurde 1914 der Bremer Kunsthistoriker Gustav Pauli berufen. In Bremen war er seit 1905 Direktor der Bremer Kunsthalle und erwarb Arbeiten von Paula Modersohn-Becker, Claude Monet, Édouard Manet, Gustave Courbet, Pierre-Auguste Renoir und Camille Pissarro. Sein Ankauf des Mohnfeldes von van Gogh löste den Bremer Künstlerstreit von 1911 aus. Gustav Pauli brachte eine Struktur in die Hamburger Sammlung und nutzte sie, indem er ab 1919 bis 1933 Hunderte von Arbeiten tauschte oder verkaufte, um mit dem Geld wieder andere Kunstwerke zu kaufen.

In der Nazi-Aktion «Entartete Kunst» 1937 verlor die Kunsthalle mehr als 1000 Werke der Moderne, darunter Arbeiten von Kokoschka, Picasso, Nolde und Kirchner. Mit dem Neubeginn 1946 ist der erste Direkter der Kunsthalle bis 1955 Carl Georg Heise, ihm folgt bis 1969 Alfred Hentzen. Danach sind es Werner Hofmann, Uwe M. Schneede, Hubertus Gaßner und Christoph Martin Vogtherr, seit August 2019 ist es Alexander Klar, bisher Leiter des Museums Wiesbaden.

Anders als die Ausstellung Peter Rühmkorf im Altonaer Museum, wurde die Jubiläumausstellung zur 150-jährigen Geschichte der Kunsthalle mit eigenen Mitteln gestaltet.
khw