01.07.2019
Hamburger Korrespondenz im Juli 2019


So schnell kommt die «Gorch Fock», einst auf der Stülcken-Werft gebaut, nicht wie von der Bundeswehr gefordert, aus dem Dock der Bremerhavener Bredo-Werft heraus. Die Werft will das Marineschulschiff – warum heute immer noch eine nautische Schulung im 21. Jahrhundert die unter Segeln das bei GPS-Satellitennavigation wie Geodaten, so als wenn Columbus gerade dabei ist, die neue Welt zu entdecken – das Schiff als Pfand behalten. Für 5,1 Millionen Euro brutto soll die Bundesmarine ihr Prestigeschiff auslösen. Nach dieser berechtigten Forderung der Werft sollte das Schiff nach Jahren wieder schwimmen. Bredo-Geschäftsführer Dirk Harms sieht sich in seiner Haltung durch ein Rechtsgutachten gestärkt. Die Marine will aber keine Zahlungen außerhalb des Insolvenzverfahrens der Elsflether Werft leisten. Die Werft ist Generalunternehmer bei der Sanierung der „Gorch Fock“, deren Kosten völlig aus dem Ruder gelaufen sind. Waren einmal 10 Millionen Euro für die Erneuerung geplant, sind daraus bis heute und nach drei Jahren Bauzeit mehr als 70 Millionen Euro geworden. Die Endsumme soll 135 Millionen Euro betragen. Das Debakel um die Sanierung beschäftigt mittlerweile die Staatsanwaltschaft und mehrere Gerichte, die wegen Untreue gegen das Führungspersonal der alten Werft ermittelt. Politisch ist die Sanierung der «Gorch Fock» eine Belastung für die Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) geworden. Die Ministerin hatte im März nach Gesprächen mit der neuen Unternehmensführung der Werft angekündigt, die Arbeiten sollten schnell wieder starten. Es gebe eine gute Chance, dass das Schiff wieder segeln werde. Nun ist die Bredo-Werft selbst in finanzielle Schwierigkeiten geraten, weil für die «Gorch Fock» lange Monate nichts gezahlt wurde. Der Werftchef Dirk Harms sei als Geschäftsführer verpflichtet, die Interessen seines Unternehmens zu wahren. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums hatte bereits in der letzten Woche gesagt, Vertragspartner der Bredo-Werft sei die Elsflether-Werft und nicht die Marine. „Wir gehen davon aus, dass die Ausdockung am Freitag erfolgen wird“, sagte er.

Im geheimen arrangierten sich Bundeswehr und Bredo-Werft. Am 21. Juni durfte das Marineschiff aus dem Dock ausschwimmen, ein Gericht wird entscheiden ob die Bundeswehr zahlen muss oder nicht.

Auch die Freie und Hansestadt Hamburg hat ein Problem mit einem Segelschiff. Auf der Elbe kollidierte am 8. Juni gegen 14 Uhr 30, ungefähr auf Höhe von Stadersand, das historische Segelschiff der Lotsenschoner «No. 5 Elbe» mit dem 141 Meter langen Containerschiff «Astrosprinter». Unter der Fahne von Zypern war das Containerschiff in Richtung Nordsee unterwegs war.

An Bord des Segelschiffes waren 43 Personen, davon 14 Besatzungsmitglieder, die von der Stader Feuerwehr und weiteren Helfern in Sicherheit gebracht wurden. Das historische Segelschiff konnte nicht mehr ans rettende Ufer geschleppt werden, es sank im Mündungsbereich des Flusses Schwinge. Da die «Astrosprinter» ihre Fahrt fortsetzte, stiegen die Hamburger Wasserschutzpolizisten auf das Containerschiff über. Das Revier der Elbe vom Hamburger Hafen bis Cuxhaven untersteht der Aufsicht der Hamburger Innenbehörde, so begannen die Polizisten mit ihren Untersuchungen über den Hergang der Kollision an Bord. Die Ermittlungen um den Hergang der Kollision drehen sich um die Schifffahrtsregeln und den Funkverkehr. Inzwischen hat die Polizei Ermittlungen gegen den 82-jährigen Kapitän des historischen Zweimasters eingeleitet. Bei ihren Ermittlungen geht es um den Verdacht der Gefährdung des Schiffsverkehrs, auch der fahrlässigen Körperverletzung, so ein Polizeisprecher.

Am Wochenende haben Taucher einer spanischen Spezialfirma das Leck des Seglers notdürftig abgedeckt, Hebegurte und Luftsäcke unter dem Rumpf befestigt. Um 23 Uhr am 16. Juni begann bei Niedrigwasser der Elbe der erste Hebeversuch. Starke Pumpen füllten die Luftsäcke mit Pressluft, ganz langsam richtete sich der Rumpf des havarierten Segelschiffes auf. Pumpen holen das Wasser aus dem Rumpf Schiffes. Mit auflaufendem Wasser schwamm der Segelschoner die «No. 5 Elbe» erfolgreich auf.

Am 21. Juni wurde der havarierte Lotsenschoner zur Peters Werft nach Wewelsfleth an der Stör geschleppt. Auf der Peters Werft liegt bereits ein anderer Segler der «Stiftung Hamburg Maritim» zur Restaurierung. Der Viermaster «Peking». Die Viermast-Stahlbark gehört zu den berühmten Flying-P-Linern der Hamburger Reederei F. Laeisz. Benannt nach Chinas Hauptstadt Peking wurde das Schiffswrack aus New York. Im Juli und August 2017 zur Restaurierung in die Wewelsflether Peters-Werft an der Stör geschleppt. Später soll der Flying-P-Liner am Kleinen Grasbrook liegen, wo ab 2023 das Deutsche Hafenmuseum entstehen soll.

Der Lotsenschoner «No. 5 Elbe» wurde 1883 bei der Werft H.C. Stülcken auf Hamburg-Steinwerder gebaut und im gleichen Jahr in Dienst gestellt. Nach 40 Jahren kam das Schiff im Tausch gegen den Lotsenschoner «Emden» an die Firma A. Rickmers. Drei Jahre später, in «Wandervogel», danach in «Wander Bird» umbenannt, macht der Schoner von 1929 bis 1935 13 Atlantiküberquerungen. 1936/37 wurde das Kap Horn umsegelt, nach einem Aufenthalt in Tahiti war es bis 1960 ein Wohnschiff in Sausalito/San Francisco, danach gab es verschiedene Eigentümer. Im Jahr 2002 wurde der Segler durch die Stiftung «Hamburg Maritim» gekauft. Die MS Rickmers brachte den Schoner aus der Neuen Welt zurück nach Hamburg wo er auf der Werft «Jugend in Arbeit» in Hamburg restauriert wurde. Seitdem unternimmt es Chartertörns auf der Elbe, Nord- und Ostsee. Wo einmal Arbeiter auf der Stülcken-Werft Schiffe bauten, steht seit 1994 das «Theater im Hafen Hamburg» das Musicals spielt.

Ein Letztes: Wie die Preise steigen zeigt die Kirmes im Hamburgerstadtteil Nienstedten. Kosteten noch im Herbst – die Kirmes findet im Frühjahr und Herbst statt – der Berliner 1,60 EUR, die Apfeltaschen 2,00 EUR, sind es heute 2,00 EUR und 2,50 EUR. Das ist eine Preissteigerung von exakt 25%.
khw

Gorch Fock als Briefmarke


Lotsenschoner «No. 5 Elbe» in Peters-Werft


Kirmes in Nienstedten 22. Juni 2019